München/Würzburg/Passau (KNA) – In Bayern sind am Wochenende neun Männer zu katholischen Diakonen geweiht worden. Die Männer sind zwischen 25 und 47 Jahre alt. Acht von ihnen sind verheiratet und größtenteils auch Familienväter, einer ist auf dem Weg zur Priesterweihe. Sechs der neuen Diakone wurden vom Münchner Kardinal
Reinhard Marx geweiht und zwei vom Würzburger Bischof Franz Jung, eine Weihe spendete Passaus Bischof Stefan Oster. In Bamberg ist für 29. Oktober eine Diakonenweihe geplant.
Kardinal Marx sagte im Münchner Liebfrauendom, auch in Zeiten zunehmenden Individualismus seien gelebte Berufung und das Finden von Glück nicht möglich ohne Gemeinschaft, Liebe, Miteinander und Begegnung im Fest wie in der Trauer. Leben und Berufung könnten nicht verstanden werden "als ein Leben gegen die anderen" im Sinne von "ich
und die anderen, wir und die". Diakone seien in besonderer Weise aufgerufen, "das Auge der Kirche" vor allem dorthin zu wenden, wo die Armen, Schwachen, Kranken und Hilflosen seien. Die Diakone sollten "an der Seite Jesu zu den Menschen gehen".
Bischof Jung erklärte im Würzburger Kiliansdom, der Diakon wecke durch seine Verkündigung und seinen Dienst in den Menschen neuen Lebensmut. In seiner Predigt legte Jung das Evangelium von der Heiligung der zwei Blinden aus. Die momentane "Kirche der Krise" habe mit Betriebsblindheit zu tun. "Man sieht weg über offensichtliche Probleme und Fragen." Man habe über die Opfer hinweggesehen, die die Institution selbst produziert habe, und tue das bisweilen noch immer. "Hier die Augen geöffnet zu bekommen und den Mut zu haben, wirklich hinzusehen, das kostet einige Überwindung und bedarf einer gehörigen Kraftanstrengung", sagte der Bischof.
Bischof Oster nahm in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt im niederbayerischen Ering Bezug auf einen Satz des heiligen Don Bosco (1815-1888): ·"Lebe so: mit beiden Beinen auf der Erde und mit dem Herzen im Himmel". Oster sagte, dies beschreibe das Wirken eines Ständigen Diakons sehr treffend. Denn dieser sei in der Welt, er sei mit seiner Familie und am Arbeitsplatz bei den Menschen, bei ihnen in ihren Freuden und Nöten – aber gleichzeitig sei er auch vor Gott, besonders in der Liturgie, Zeuge dafür, dass der Tod nicht das letzte Wort habe. Ein Diakon sei ein Zeuge für den offenen Himmel, so Oster.
Diakon ist neben Priester und Bischof eine der drei Formen des geweihten Amtes in der katholischen Kirche. Für Priesteranwärter ist die Weihe zum Diakon die nötige Vorstufe. Sie berechtigt unter anderem dazu, Taufen zu spenden sowie Trauungen und Begräbnisse zu leiten. Bei der Diakonenweihe legen die Männer mehrere Versprechen ab. So geloben sie unter anderem, ehelos zu leben und ihr Leben nach dem Vorbild Christi zu gestalten. Seit 1968 können auch verheiratete Männer zu Ständigen Diakonen geweiht werden; sie streben also kein Priesteramt an. Ständige Diakone dürfen etwa verheiraten und beerdigen, nicht aber die Messfeier leiten oder die Beichte hören.