München (epd) - Obwohl das Bruttoinlandsprodukt steigt, hat der Lebensstandard in Bayern abgenommen. Das hat der „Regionale Wohlfahrtsindex“ (RWI) ergeben, den die
Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) im Auftrag der Landtags-Grünen ermittelt hat. „Wohlstand bedeutet mehr als nur Wirtschaftswachstum. Wir brauchen ein neues Maß, das auch
ökologische, soziale und gesellschaftliche Entwicklungen mit einbezieht“, sagte Grünen-Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze am Montag bei der Vorstellung in München. Sie forderte, für Bayern in
Zukunft regelmäßig den RWI erstellen zu lassen, um den Erfolg politischer Maßnahmen zu messen.
Der RWI, der bereits für andere Bundesländer und nun zum ersten Mal für Bayern erstellt wurde, bezieht sich laut FEST-Mitarbeiterin Dorothee Rodenhäuser auf ein erweitertes Verständnis von
Wohlstand. Es werden beispielsweise auch unbezahlte Haus- und Familienarbeit, Verteilungsfragen und Umweltschäden mit einberechnet. Unter diesen Gesichtspunkten habe sich ergeben, dass der RWI
pro Kopf 2019 fünf Indexpunkte niedriger war als noch 20 Jahre zuvor (1999: 100,4), so Forscher Benjamin Held.
Als Ursachen für den niedrigeren Wohlstand in Bayern gibt die FEST eine steigende Einkommensungleichheit und wachsende Umweltkosten durch den Klimawandel an. Die Landtags-Grünen stellten daher
elf Maßnahmen vor, die aus ihrer Sicht zu einer Steigerung des Regionalen Wohlfahrtsindex beitragen können, darunter Verbesserungen im Bildungsbereich, eine Stärkung der Zivilgesellschaft sowie
einen Ausbau der Erneuerbaren Energien.