Münster (epd) - Der Religionsunterricht an Schulen wird nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Mouhanad Khorchide zukünftig nicht mehr getrennt nach Glaubensrichtungen,
sondern gemeinschaftlich im Klassenverbund stattfinden. Dazu sehe er keine Alternative, sagte Khorchide am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung in Münster.
Für getrennte Klassen gebe es in der Zukunft in vielen Regionen Deutschlands viel zu wenige Kinder. Zugleich gehe das Interesse am Religionsunterricht zurück, die Abmelderaten würden steigen. Von
daher sei eine Reform schon organisatorisch nötig, erklärte der Leiter des Zentrums für islamische Theologie an der Universität Münster.
Entsprechende Modelle, wie die Ausbildung der überkonfessionellen Religionslehrer aussehen solle, gebe es bislang nicht, sagte Khorchide. Er würde sich wünschen, dass der konfessionelle Charakter
beibehalten würde, der über einen „kundlichen“ Unterricht hinausgehe, der nur informiere über das Christentum und den Islam. „Es soll schon eine Orientierung gegeben werden, da muss noch die
richtige Formel dafür gefunden werden. Alle müssen sich angesprochen fühlen, nicht nur einige“, betonte der Islamwissenschaftler.
Die jungen Menschen erwarteten Orientierung im Hier und Jetzt, Antworten auf Fragen des Alltags genauso wie auf existenzielle Fragen. Der Lebensbezug der Religion müsse stärker herausgearbeitet
werden, forderte Khorchide, der für seine liberale Auslegung des Islams bekannt ist. Dafür wird der Wissenschaftler in konsererativen Kreisen angefeindet, weswegen die Veranstaltung des
Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Uni Münster unter Polizeischutz stattfand.