Köln/München (epd) - Der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer (CSU), bezweifelt den Nutzen von Boykotts der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar.
Er sei nicht sicher, ob eine strikte Ablehnung der WM „der Weisheit letzter Schluss“ sei, sagte Mayer am Mittwoch der Radiowelle WDR 5. Unter anderem Menschenrechtsorganisationen und Kirchen
kritisieren Ausbeutung und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für die WM in dem Golfstaat und rufen teilweise zum Boykott auf. Auch viele Veranstalter und Kneipen
haben angekündigt, die Übertragung der Spiele ab 20. November nicht zu zeigen.
Mayer sagte, sich in Kneipen mit Freunden Spiele anzusehen sei „glaube ich jetzt nichts Verwerfliches und es bedeutet auch in keiner Weise, dass man sich konform erklärt mit den
Arbeitsbedingungen mancher oder vieler Gastarbeiter in Katar“. Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an Katar habe sich seiner Beobachtung nach positiv auf die Menschenrechtslage dort
ausgewirkt. „Viele Entwicklungen hätten sich sonst wohl nicht ergeben“, sagte Mayer.
Der CSU-Politiker verwies etwa auf die Abschaffung des Kafala-Systems, das auch als Ermöglichung moderner Sklaverei kritisiert wird. Dabei bürgt ein einheimischer Arbeitgeber für einen
ausländischen Arbeitnehmer, der so in starke Abhängigkeit gerät. Dennoch gebe es berechtigte Kritik, dass der Vollzug vieler solcher Reformen noch nicht ordnungsgemäß erfolge, räumte Mayer
ein.
Vergangene Woche hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vom Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Bernd Neuendorf, mit Blick auf die anstehende WM gefordert, „die unselige
Instrumentalisierung des Fußballs zum Zwecke des sportswashing zu beenden“. Die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus und der Sportbeauftragte der EKD, Thorsten Latzel, kritisierten, in Katar
würden fundamentale Menschenrechte verletzt.