München (KNA) - Das päpstliche Hilfswerk „Kirche in Not“ schlägt mit Blick auf Syrien Alarm: Dort sei die Situation aktuell „schlimmer als während des Krieges, was die
wirtschaftliche Situation und den Alltag der Menschen angeht“, teilte das Hilfswerk am Freitag in München mit.Es zitierte dabei aus einem Interview mit der syrischen Ordensfrau Annie Demerjian. Sie
gehört der Gemeinschaft der „Schwestern Jesu und Mariens“ an und ist eine langjährige Projektpartnerin von „Kirche in Not“, wie es hieß. Zusammen mit ihren Mitschwestern betreut Demerjian demnach
mehrere kirchliche Hilfseinrichtungen in Syrien und im benachbarten Libanon.
Die Ordensfrau verwies auf die „desolate Lage der Infrastruktur“: Viele Menschen hätten nur ein bis zwei Stunden am Tag Strom, die Wasserversorgung sei unterbrochen. Die Löhne könnten mit den
enorm gestiegenen Preisen nicht mithalten: „Ein Familienvater in Aleppo verdient durchschnittlich umgerechnet um die 30 Euro. Allein die Miete beträgt aber 40 bis 50 Euro; in der Hauptstadt
Damaskus sogar noch mehr. Wie soll das funktionieren?“ Viele Menschen seien der Situation überdrüssig; die Auswanderung dauere an. Demerjian kritisierte die Sanktionen von EU und USA gegen
Syrien: „Sie treffen das einfache Volk und machen uns das Leben sehr schwer.“
Die Kirchen Syriens leisteten eine „großartige Arbeit“, um die schlimmsten Nöte zu lindern und weitere Auswanderungen zu stoppen, ergänzte die Ordensfrau. „Ich weiß nicht, was ohne die Hilfe der
Kirche mit unserem Volk geschehen würde, vor allem wenn wir an die Präsenz der Christen denken.“ Im Vergleich zur Vorkriegszeit seien schätzungsweise nur noch etwa ein Drittel der Christen in
Syrien.
Trotz der sehr schwierigen Situation sei die Hoffnung unter den syrischen Christen sehr lebendig, so Demerjian weiter. „Die Hoffnung ist immer da. Unser Glaube ist während des Krieges noch
stärker geworden, weil die Barmherzigkeit und Vorsehung Gottes erlebt haben. Wir bekommen oft unverhofft Hilfe.“
INFO
Ein 25-minütiges Fernsehinterview von „Kirche in Not“ mit Schwester Annie Demerjian wird zu folgenden Terminen ausgestrahlt:
6. November, 22.30 Uhr, auf EWTN;
7. November, 15.30 Uhr, auf Bibel TV;
8. November, 17.00 Uhr, auf KTV.
Das Interview ist danach in der Mediathek von „Kirche in Not“ auf www.katholisch.tv abrufbar.