Bamberg (ku) - In fast allen deutschen Bistümern gibt es Pastoralreferentinnen und -referenten, rund 3000 sind es derzeit. Und 2000 von ihnen sind im Berufsverband der
Pastoralreferent*innen zusammengeschlossen. In ihm werden die Anliegen der Pastoralreferenten gebündelt, der Verband will Ansprechpartner für andere Berufsgruppen, Bischöfe oder auch das
Zentralkomitee der Katholiken sein. Zudem befasst man sich mit berufspolitischen und kirchenpolitischen Themen. 40 Delegierte des Berufsverbandes kamen in der vergangenen Woche für drei Tage in
Bamberg zu einer Delegiertentagung zusammen.
Am Rande der Tagung kamen die beiden im Juni gewählten Vorsitzenden Marcus Schuck (Würzburg) und Ruth Schmitz-Eisenbach (Osnabrück), sowie Hubertus Lieberth als Bamberger Gastgeber, der dem
Vorstand als Beisitzer angehört, zu einem Gespräch mit dem Heinrichsblatt zusammen. Dabei gingen sie nicht nur auf die Themen der Bamberger Versammlung, sondern auch auf die Arbeit der
Pastoralreferentinnen und -referenten im allgemeinen ein.
Auf dem Programm der Delegiertenversammlung stand auch ein Treffen mit Erzbischof em. Ludwig Schick, „ein sehr gutes Gespräch in einer sehr guten Atmosphäre“, wie Marcus Schuck betonte. Dabei
betonte Schick, dass es ihm immer wichtig gewesen sei und er auch für die Zukunft für wichtig erachte, dass es eine breitere Ämtervielfalt in der Kirche gebe. Und zu diesen Ämtern gehörten
natürlich auch die Pastoralreferenten.
In ihrem Studienteil befassten sich die Delegierten in Bamberg mit dem Thema „Geistlicher Missbrauch“. Laut Definition beginnt geistlicher Missbrauch dort, wo jemand einen Menschen, der von ihm
Weg-Weisung erwartet, stattdessen mithilfe biblischer Aussagen, theologischer Inhalte oder spiritueller Praktiken manipuliert und unter Druck setzt. Statt in eine befreiende und erfüllende
Beziehung mit Gott wird die missbrauchte Person auf solche Weise in die Irre, in Enge und Isolierung geführt. Das Ergebnis ist Abhängigkeit statt Autonomie.
Das aber ist eine Form von Machtmissbrauch, weil Grenzen, die gesetzt sind, durch den Täter unter Ausnutzung seiner Rolle oder Aufgabe überschritten werden, ohne dass sich Betroffene dagegen
wehren können. „Auch wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen, denn es betrifft uns auch“, betont Hubertus Lieberth. „Es ist durchaus möglich, dass es auch in unseren Reihen so gehandelt
wird, ohne sich dessen bewusst zu sein.“ Für Lieberth muss der Begriff „Missbrauch“ sehr differenziert betrachtet werden, „gibt es doch innerhalb der Kirche verschiedene Arten des
Machtmissbrauchs“.
Ein weiteres Thema der Delegiertenversammlung war der Synodale Weg, an dem vier Synodale aus den Reihen der Berufsgruppe teilnehmen. Sie berichteten von der jüngsten Vollversammlung in Frankfurt,
auch mit Erzbischof em. Ludwig Schick kam man darüber ins Gespräch. Esther Göbel und Konstantin Bischoff, sie gehören dem theologischen Beirat des Berufsverbandes an, hatten zuvor unter dem Titel
„Unmöglich“ einen sehr deutlichen Kommentar im Internet (www.feinschwart.net) veröffentlicht. „Der Bruchkurs macht eine Verständigung eigentlich fast unmöglich“, fasst Marcus Schuck die Stimmung
unter den Pastoralreferenten zusammen.
Zum Synodalen Prozess in Rom plant der Theologische Beirat parallel eine Weltsynode der katholischen Laienberufe in der Pastoral. „Pastoralreferenten gibt es auf der ganzen Welt“, so Schuck. Sie
wollen sich vernetzen und besser kennenlernen, „denn die Vielfalt der Ämter soll es weiter geben“. Im September oder Oktober nächsten Jahres soll es ein „kleines Treffen“ der Pastoralreferenten
zur Vorbereitung des großen Treffens im Jahr 2024 geben.
Beim Bamberger Treffen kam natürlich auch die Zukunft der Berufsgruppe zur Sprache. „Wie bei den Priestern, kommen auch bei uns leider immer weniger neue Kolleginnen und Kollegen nach“, bedauerte
Ruth Schmitz-Eisenbach. „Die Zahl der Pastoralreferenten rauscht in den Keller.“ Die Vorsitzende führt diese Tatsache auf eine „größere Entwicklung“ zurück, „denn Kirche ist heute nicht mehr so
relevant und Kirche als Arbeitgeber ist nicht unbedingt attraktiv. In allen kirchlichen Berufen fehlt es an Nachwuchs“.
Sehr unterschiedlich ausgeprägt ist nach Aussage der beiden Vorsitzenden die Berufszufriedenheit der Kolleginnen und Kollegen. So gebe es aus allen Bistümern, in denen Pastoralreferenten tätig
sind, Rückmeldungen, dass die Arbeit schwierig sei. Zum einen aufgrund der in den Bistümern laufenden Veränderungsprozesse, aber auch aufgrund der Priesterzentriertheit in den Gemeinden.
Auch bei dieser Delegiertenversammlung nahm wieder ein Vertreter der Berufsgruppe der Gemeindereferenten teil. „Vor allem seit dem Synodalen Weg haben wir eine enge Zusammenarbeit und eine
deutlich bessere Verbindung“, berichtet Marcus Schuck. So sehe man sich nicht als Konkurrenten; vielmehr gebe es einen fruchtbaren Austausch und eine konstruktive Zusammenarbeit.