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Was bleibt, wer kommt?

Vorübergehend verwaist: Der Bischofsstuhl im Bamberger Dom ist seit dem Rücktritt von Ludwig Schick unbesetzt. Die sogenannte Kathedra im Westchor des Gotteshauses wurde im Jahr 1904 für den damaligen Erzbischof Joseph von Schork geschaffen.    Foto: ku
Vorübergehend verwaist: Der Bischofsstuhl im Bamberger Dom ist seit dem Rücktritt von Ludwig Schick unbesetzt. Die sogenannte Kathedra im Westchor des Gotteshauses wurde im Jahr 1904 für den damaligen Erzbischof Joseph von Schork geschaffen. Foto: ku

Nürnberg (buc) – Wie fühlt es sich an, von einem Tag auf den anderen ohne Oberhirt dazustehen? Wie lässt sich die Ära Ludwig Schick fürs erste bilanzieren, und welche Erwartungen, Hoffnungen, Ängste sind mit der Nachfolge des überraschend zurückgetretenen Erzbischofs verknüpft? Genug Fragen für das Theologische Hofgespräch, ein Diskussionsformat, das das Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus (CPH) und die örtliche Katholische Erwachsenenbildung (KEB) seit geraumer Zeit gemeinsam anbieten.
Die Themen der lockeren Gesprächsrunde werden stets kurzfristig festgelegt – so konnten KEB-Geschäftsführerin Kathi Petersen und der stellvertretende CPH-Leiter Claudio Ettl nur wenige Tage nach der Annahme des Rücktritts von Erzbischof Schick zu einem Abend einladen, der gleichermaßen eine erste Bilanz des Gewesenen und einen Ausblick auf das Kommende ermöglichte. Von einem „Schockzustand“, in dem manche Medien das Erzbistum nach Schicks Abgang wähnten, war dabei im übrigen nur sehr wenig zu spüren.
Keine Gerüchte zuvor
Gleichwohl zeigen sich einige Teilnehmer „total überrascht“ von der Entwicklung. Vor dem Allerheiligentag, an dem der Papst Schicks Gesuch annahm, gab es weder Gerüchte noch Mutmaßungen oder konkrete Hinweise. Erstmals hatte der Erzbischof seinen Rücktrittswunsch bereits im April formuliert. In das Erschrecken mischt sich bei einigen die Frage: „Was steckt dahinter?“ Andere bekundeten ihre Hoffnung, dass die Entwicklung keine Auswirkungen auf die Arbeit des CPH haben möge.
Claudio Ettl kann dazu naturgemäß nichts Konkretes sagen, seine erste Bilanz der Ära Schick fällt indes betont positiv aus: „Ihm war die Bildungsarbeit deutlich wichtiger als anderen Bischöfen.“ Der Erzbischof sei oft im Haus gewesen, habe eigentlich nie „Nein“ gesagt. Und inhaltliche Vorgaben habe es aus Bamberg niemals gegeben, „wir durften frei arbeiten“, unterstreicht der Theologe. Das Pirckheimer-Haus, gegründet 1960, ist eine gemeinsame Einrichtung der Erzdiözese und des Jesuitenordens.
Wie beurteilen die Gläubigen die Amtszeit von Ludwig Schick, der fast genau zwei Jahrzehnte an der Spitze des Erzbistums stand? Volksnah sei er gewesen, sei verbindlich auf die Menschen zugegangen, heißt es. Ein Redner bemerkt, von seiner theologischen Ausstrahlungskraft her sei der Erzbischof nicht wirklich aussagekräftig gewesen, „da erwarte ich mir von einem Oberhirten mehr Wegweisung“. Einer Bemerkung über klerikale Eitelkeit wird rasch widersprochen, schließlich habe Schick als Oberhirte fungieren müssen. Erinnert wird aber auch an Schicks Beschluss von 2004, aus finanziellen Gründen keine Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten mehr einzustellen und auszubilden. Die Entscheidung wurde später revidiert.
Wie geht es nun weiter an der Spitze des Erzbistums? „Ich bin gespannt, was nachkommt“, sagt ein Mann. Es sei bestimmt kein Honigschlecken, Bischof zu sein. Die Laien sollten dem Domkapitel „ein paar Namen hinwerfen, damit sie zu knabbern haben“, fügt der Redner hinzu. Er wünsche sich „etwas mehr Pfeffer“.
Tatsächlich ist es so, dass das Domkapitel in nächster Zeit eine Kandidatenliste erstellt und nach Rom schickt. Der Papst ist bei der Ernennung allerdings nicht an die Liste gebunden, eine bayerische Besonderheit. Im Erzbistum Paderborn, wo kürzlich ebenfalls der Oberhirte zurücktrat, will man die Laien an der Nachfolgeentscheidung beteiligen. Dass dies in Bamberg nicht möglich sein soll, wertet die Runde als „vorauseilenden Gehorsam“. Die Domkapitulare könnten sich durchaus etwa mit dem Diözesanrat zusammensetzen und gemeinsam Kriterien für mögliche Kandidaten benennen.
Und wie sähe ein Anforderungsprofil aus? „Da könnte man in die Bibel schauen“, rät Claudio Ettl. Im 1. Timotheusbrief heißt es, der Bischof solle untadelig, nüchtern, besonnen sein – und „Mann einer einzigen Frau“. ­Kathi Petersen verweist auf das Kirchenrecht: fester Glaube, gute Sitten, Klugheit. „Er muss den Laden zusammenhalten können“, so ein Diskutant. „Jemand aus der Region wäre nicht schlecht.“ Er müsse integrieren und moderieren können, divergierende Kräfte zusammenbringen, sagen andere. Auch nach außen wirken können. „Ein Teamplayer“, so Ettl. Jemand, der synodal denke, auch in der Bistumsverwaltung. „Man muss nicht alles von oben entscheiden.“