Passau/Graz (KNA) - Der Passauer Theologe Hans Mendl hat sich dafür ausgesprochen, den Heiligen Nikolaus nicht für schwarze Pädagogik zu vereinnahmen. Damit werde die ursprüngliche
Bedeutung des Heiligen pervertiert, schreibt der Religionspädagoge in einem am Montag veröffentlichten Beitrag für das Internetportal „feinschwarz.net“ in Graz. „Wenn es eine Schutzorganisation für
missbrauchte Heilige geben würde, müsste man den heiligen Nikolaus dort melden“, so Mendl.
Der heilige Bischof von Myra müsse befreit werden von der Rolle eines furchteinflößenden, moralisierenden Boten, der mit einem Sündenregister von Familie zu Familie wandere, so der Professor.
Stattdessen sollte in dem Brauch zum Ausdruck kommen, dass Nikolaus ein Mann der Kirche und der Caritas gewesen sei, der „zeitlebens Menschen froh und glücklich machte“. Religiöse Erziehung sei
grundsätzlich so anzulegen, dass vor jedem Leistungsanspruch die vorbehaltlose Zuwendung Gottes zu jedem Menschen vermittelt werde.
Mendl hat auch vier Vorschläge für einen alternativen Ablauf des Nikolaus-Besuchs parat: Er solle „eine der reichhaltigen Legenden aus seinem Leben“ erzählen, etwa wie er einer armen Familie
geholfen habe. Statt Verfehlungen aufzuzählen, sollte er eine „Positiv-Liste“ verlesen, „was die einzelnen Kinder alles können, was andere an ihnen schätzen“, oder auch, „worin sie gut und besser
geworden sind“. Dafür solle er den Kindern danken.
Anstelle des schrecklichen Krampus (oder auch Knecht Ruprecht, Klaubauf, Butzenbercht, Fraache) sollte ein neutraler Helfer oder eine Engelsgestalt den Heiligen begleiten und bei seiner Arbeit
unterstützen. Falls der Krampus als unverzichtbar angesehen werde, solle er sich aber zurückhalten oder besonders den Erwachsenen zuwenden. Und schließlich sollten die Kinder erst nach Empfang
ihres Geschenks ein Gedicht oder ein Lied vortragen.