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Weiteres Mitglied tritt aus Kölner Aufarbeitungskommission aus

Köln (epd) - Nach dem Staatsrechtler Stephan Rixen ist nun auch die ehemalige nordrhein-westfälische Staatssekretärin Marion Gierden-Jülich aus der Aufarbeitungskommission für das Erzbistum Köln ausgetreten. In der aktuellen Situation sei „eine konstruktive und sachbezogene Auseinandersetzung im Aufarbeitungsprozess nahezu unmöglich“, teilte Gierden-Jülich am Dienstag mit. Die frühere Staatssekretärin war ursprünglich vom Land Nordrhein-Westfalen in das Gremium zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Erzbistum entsandt worden.
Der Vorsitzende des Gremiums, der Staatsrechtler Rixen, hatte bereits am Montag sein Amt niedergelegt. Medienberichten zufolge entschied Rixen sich zu dem Schritt, weil er eine unabhängige und effektive Aufarbeitung in dem Gremium bezweifele. Auch Rixen war von der Landesregierung benannt worden. In dem Gremium verbleiben damit zunächst fünf Mitglieder: zwei Betroffene und drei vom Erzbistum benannte Expertinnen und Experten.
Gierden-Jülich mahnte, auch die Politik müsse bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche mehr Verantwortung übernehmen. „Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass eine stärkere Koordination aller Unabhängigen Aufarbeitungskommissionen notwendig ist, um gemeinsam den Auftrag und die Zielsetzung zu klären.“ So könne eine effektive und nachhaltige Arbeit besser ermöglicht werden. Etwa zwei Drittel der katholischen Bistümer haben bisher eine solche Kommission gebildet, um die Fälle von sexualisierter Gewalt in ihren Gebieten aufzuarbeiten.
Die katholischen Bistümer in Deutschland haben sich zu einer unabhängigen Aufarbeitung verpflichtet, die unter anderem institutionelles Versagen und Strukturen berücksichtigt, die sexuellen Missbrauch ermöglichen, erleichtern oder seine Aufdeckung erschweren. Im Juni 2020 wurde dazu eine gemeinsame Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards unterzeichnet.
Die Kölner Bistumsleitung steht wegen des Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kritik. Nicht nur Reformgruppen und Laienorganisationen, auch kirchliche Mitarbeitende und mehrere Stadtdechanten brachten ihren Protest zum Ausdruck.
Aktuell sorgt vor allem der Fall Winfried Pilz für Aufsehen. Der 2019 gestorbene Theologen, der jahrelang Präsident des katholischen Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ war, soll bereits in den 1970er Jahren einen schutzbedürftigen jungen Erwachsenen sexuell missbraucht haben.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte im Rahmen einer presserechtlichen Auseinandersetzung mit der „Bild“-Zeitung in einer eidesstattlichen Versicherung beteuert, er sei mit dem Fall Pilz erst im Juni 2022 befasst worden. Die frühere Assistentin des Personalchefs im Kölner Generalvikariat widerspricht dieser Darstellung. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt wegen des Verdachts auf Falschaussage Woelkis.