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Vorwürfe gegen Kardinal Marx und Benedikt XVI.

München (KNA) - Recherchen des Bayerischen Rundfunks (BR) belasten den früheren Papst Benedikt XVI. und den Münchner Kardinal Reinhard Marx. Beide hätten nur sehr zögerlich reagiert auf Missstände in der „Integrierten Gemeinde“. Diese Gruppierung habe über Jahre etliche ihrer Mitglieder religiös manipuliert, finanziell ausgebeutet und damit in seelische wie materielle Not gebracht. Marx und Benedikt XVI. hätten davon gewusst und einschreiten müssen, so die Vorwürfe.
Laut BR legen kircheninterne Dokumente nahe, dass hochrangige Amtsträger frühzeitig über Missstände in der als ambitioniertes Reformprojekt gestarteten Gruppierung informiert waren. Der spätere Papst Benedikt XVI. hatte die Gruppe 1978 in seiner Zeit als Erzbischof Joseph Ratzinger in München offiziell als katholischen Verein anerkannt und galt lange als ihr wichtigster Fürsprecher. Erst 2020 distanzierte er sich öffentlich. Den Recherchen zufolge war er aber bereits 2003 über Fehentwicklungen informiert worden. Daran könne er sich nicht erinnern, habe er dem BR mitteilen lassen, so der Sender.
Kardinal Marx löste die Vereinigung nach einer 2019 angeordneten Untersuchung kirchenrechtlich auf. Schon 2011 habe er, so der BR, durch ein Schreiben an den Leiter des Päpstlichen Laienrats verhindert, dass die „Integrierte Gemeinde“ weltkirchlich anerkannt wird.
In einem bisher unveröffentlichten Abschlussbericht der von Marx 2019 beauftragten Visitatoren wird der Münchner Bistumsleitung kein gutes Zeugnis ausgestellt. Eine umfassende Aufklärung und ein konsequentes Handeln aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse seien „bis heute unterblieben“.
Der BR hat dazu einen siebenteiligen Podcast und einen Dokumentarfilm produziert. Beides kann bereits in der ARD-Mediathek abgerufen werden, der Film wird am heutigen Mittwochabend vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt.