München (epd) - Ein Jahr nach der Präsentation des neuen Missbrauchsgutachtens will das Erzbistum München und Freising eine erste Bilanz ziehen. Erzbischof Kardinal Reinhard
Marx, Generalvikar Christoph Klingan und Stephanie Herrmann, Amtschefin des Erzbischöflichen Ordinariats, wollen am 17. Januar um 11 Uhr bei einer Pressekonferenz Rede und Antwort stehen, teilte
das Erzbistum am Donnerstag mit. Dabei soll auch darüber informiert werden, was seit der Vorstellung des Gutachtens alles getan wurde, hieß es.
Bei der Pressekonferenz sollen auch Pfarrer Kilian Semel, Leiter der Stabsstelle „Seelsorge und Beratung für Betroffene von Missbrauch und Gewalt“ im Erzbistum, sowie die Leiterin der Stabsstelle
Prävention, Christine Stermoljan, über ihre Arbeit berichten. Am Dienstagabend um 19 Uhr findet in der Katholischen Akademie in München zudem eine Podiumsveranstaltung im Rahmen der
Domberg-Akademie-Reihe „Umkehr: Kirchesein angesichts des Missbrauchsskandals“ statt, an der unter anderem Kardinal Marx teilnehmen wird.
Am 20. Januar 2022 hatte die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) ein vom Erzbistum selbst in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten vorgestellt. Demnach gab es in den Jahren 1945 bis 2019
Hinweise auf mindestens 497 Betroffene sexualisierter Gewalt im Erzbistum. Die meisten Taten passierten von Anfang der 1960er bis Mitte der 1970er-Jahre. Vorwürfe wurden auch gegen den früheren
Papst Benedikt XVI. erhoben: Er soll als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen nicht ausreichend gegen Täter vorgegangen sein.