· 

Woelki: Habe mich noch nie so ohnmächtig gefühlt

Düsseldorf (epd) - Die Krise im Erzbistum Köln hat Kardinal Rainer Maria Woelki nach eigener Aussage verändert. „Ich habe mich eigentlich noch nie so ohnmächtig gefühlt wie in diesen vergangenen zwei, drei Jahren“, sagte der 66-Jährige der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ in einem am Dienstag online veröffentlichten Interview. Die Vorwürfe gegen seine Person im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen hätten ihn „zu einem gerüttelten Maß persönlich getroffen, weil ich als einer der ersten die Aufarbeitung angestoßen habe“.
Woelki räumte aber auch eigene Fehler bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt in der Kirche ein. Es sei insgesamt ein „mühsamer Prozess“ gewesen, sagte er der Zeitung: „Da habe ich sicherlich Fehler gemacht. Ich hätte vor allem mit Betroffenen anders kommunizieren müssen.“ Aber am Willen zur Aufklärung habe es nie gemangelt, betonte der Kölner Erzbischof.
Als eine „Täterorganisation“ wolle er die Kirche nicht bezeichnen, sagte Woelki. Vielmehr sei die Kirche „eine Organisation, in der es Täter gibt“. Es sei „absolut verwerflich, dass innerhalb der Kirche solche Verbrechen möglich waren“, unterstrich der Kardinal: „Aber sie sind hoffentlich heute und zukünftig nie mehr möglich.“ Er verwies darauf, dass im Erzbistum bisher bereits mehr als 100000 Haupt- und Ehrenamtliche zu Fragen der Prävention geschult worden seien.
Der Kölner Erzbischof steht wegen seines Umgangs mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in seinem Erzbistum heftig in der Kritik. Der Papst hatte im vergangenen Jahr Gutachter in die Diözese geschickt, um die Situation dort zu evaluieren. Anschließend hatte er Woelki eine sechsmonatige Auszeit verordnet, die Anfang März endete. Woelki nahm seine Amtsgeschäfte wieder auf. Zugleich reichte er ein Rücktrittsgesuch ein. Die Entscheidung des Papstes darüber steht noch aus.