Manches im Leben wird zur „reinsten Odyssee“: So sagen wir, wenn wir ausdrücken wollen, dass etwas aussichtslos geworden ist. Auch die Irrfahrten des griechischen Helden Odysseus waren es: Er
musste so viele Abenteuer bewältigen, so viele Rückschläge einstecken, bis er nach langem Hin und Her endlich an das Ziel seiner Reise gelangt. Der König Odysseus von Ithaka kehrt als Bettler
unerkannt nach Hause zurück. Damit finden die „Irrungen und Wirrungen“ der Odyssee letztlich doch ein gutes Ende.
Von einer langen und abenteuerlichen Reise erzählt uns auch das Evangelium am Fest der Erscheinung des Herrn. Dabei hören wir bei Matthäus gar nichts vom Reiseabenteuer der Sterndeuter. Aber die
Tradition hat es sich in den buntesten Farben ausgemalt: wie die Dreikönige von Ferne kommen, begleitet von einer prächtigen Karawane und in „dreizehn Tag vierhundert Meilen“ zurücklegen, wie es
in einem Lied heißt.
Waghalsig muss diese Reise gewesen sein, das ist sicher. Denn wohin sie führt und was die Sterndeuter am Ende ihres Weges erwartet, konnten sie nicht erahnen. Es hätte auch für sie eine Odyssee
werden können, eine Irrfahrt, die nicht endet und letztlich an kein Ziel führt. Was hat diese Menschen angetrieben, die aus einem fernen Land kommen, um den „neugeborenen König der Juden“ (Mt
2,2) zu verehren? Der Jesuit Alfred Delp hat die Weisen aus dem Osten als „Menschen mit den unendlichen Augen“ bezeichnet. Es sind Menschen, die mehr sehen als Vordergründige, die angetrieben
werden von einer nicht enden wollenden Sehnsucht.
Die Sterndeuter sind Menschen, die einem Ruf folgen - und ihm bedingungslos nachgehen, egal, wohin sie dieser Ruf auch führen mag. Die Sterndeuter sind Menschen, die offen sind für Mehr und die
sich gerade diese Augen bewahrt haben, um dieses Mehr in dieser Welt wahrzunehmen und zu erkennen. Fabian Brand (KNA)
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 01/2023