Eichstätt (KNA) - Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat sich in seiner Silvesterpredigt intensiv mit Versäumnissen der Kirche im Umgang mit sexuellem Missbrauch
auseinandergesetzt. Minderjährige und Schutzbedürftige seien von geweihten Personen unter dem Deckmantel des Heiligen sexuell missbraucht worden, sagte er. Verantwortungsträger hätten Anwalt der
Schwachen und Verletzten sein müssen, dies aber nicht getan. Dabei habe sexueller Missbrauch auch vor Jahrzehnten als schwere Straftat und aus Sicht der kirchlichen Morallehre als schwere Sünde
gegolten.
Hanke kritisierte in diesem Zusammenhang eine bestimmte Rechtfertigungsstrategie. Dass sich kirchliche Verantwortungsträger in der Vergangenheit nicht anders verhalten hätten als der Rest der
Gesellschaft, sei keine Entschuldigung. Vielmehr werde damit eingestanden, „dass wir uns als Kirche eben nicht dem Evangelium gemäß verhalten haben“. Der Bischof sagte, neben Anstrengungen auf
dem Gebiet der Prävention und strengen Richtlinien bei Fällen sexuellen Missbrauchs müsse verstärkt die Grundsatzfrage gestellt werden: „Warum hat die Kirche nicht ihrem Sendungsauftrag
entsprochen?“
Dem Status der Institution Kirche sei in der Vergangenheit zu viel Bedeutung beigemessen worden, sagte Hanke. Dieses Verhalten mache nicht nur beim Umgang mit sexuellem Missbrauch blind, sondern
führe immer zu Fehlern. Mehr der Botschaft, dem Inhalt des Glaubens dienen zu wollen als einem institutionellen Gefüge, müsse die Leitlinie für Verantwortungsträger und kirchliche Gremien sein.