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Theologe: Franziskus hat nach Benedikts Tod mehr Spielraum

Regensburg (KNA) - Der Theologe Wolfgang Beinert, ein langjähriger Freund und ehemaliger Schüler Joseph Ratzingers, sieht nach dem Tod Benedikts XVI. einen größeren Spielraum für dessen Nachfolger. „Ich hoffe, dass Papst Franziskus sich künftig zu manchen Themen deutlicher äußern wird“, sagte der Professor am Wochenende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Franziskus habe auch aus Rücksicht gegenüber seinem emeritierten Vorgänger zu Themen wie etwa Homosexualität keine klare Position bezogen.
Nach Beinerts Einschätzung wäre es besser gewesen, wenn Benedikt sich nach seinem Rücktritt 2013 nicht als emeritierter Papst bezeichnet hätte, sondern nur noch als Altbischof von Rom: „Das war ein Problem. Viele haben gemeint, es gebe zwei Päpste.“ Für die Zukunft müsse die Kirche eine klare Regelung für solche Fälle finden.
Beinert war Assistent von Ratzinger - zunächst an der Universität Tübingen, dann an der Uni Regensburg, wo er später als Dogmatik-Professor arbeitete. Sein Lehrer sei „ein großer Mensch und ein großer Theologe gewesen“, sagte der 89-Jährige. „Als Papst hat er nicht zur Erneuerung der Kirche beigetragen, sondern das Rad der Geschichte rückwärts zu drehen versucht.“
Benedikt XVI. habe wie sein Vorgänger Johannes Paul II. in der Linie des Antimodernismus gestanden. Reformen im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) habe er kritisch gesehen. Dies betreffe etwa die Ökumene, die Sexualmoral und die Kollegialität der Bischöfe als Gegengewicht zu einem römischen Zentralismus.