Verkehrte Welt: Das hat sich wohl ein Priester gedacht, als er vor einigen Jahren im Petersdom im Beichtstuhl saß. Denn plötzlich kam ein ganz besonderer Gläubiger, um bei dem Priester die
Beichte abzulegen: Es war Papst Franziskus selbst, der, wie jeder andere auch, vor dem Beichtvater auf die Knie ging und ihm seine Sünden bekannte. Ein Bild, das später um die Welt ging: der
Papst, der bei einem einfachen Priester die Beichte ablegt. Ein ungewohntes Bild!
Verkehrte Welt: Ganz ähnlich wie der Beichtvater damals im Petersdom muss sich wohl auch Johannes der Täufer gefühlt haben. Denn auf einmal reiht sich ein ganz besonderer Gast in die Menge
derer ein, die von Johannes die Taufe erbitten. Es ist Christus, der an den Jordan kommt, um von Johannes getauft zu werden.
Aber nein, so etwas kann doch nicht sein! So hören wir im Matthäusevangelium: „Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“
(Mt 3,14) So ähnlich hat vielleicht auch der Priester in Sankt Peter reagiert, als auf einmal der Papst vor ihm stand. Nein, das gehört sich nicht, dass der Höhergestellte zum Niedrigen kommt und
ihn um etwas bittet. Das ist außerhalb einer jeden Anstandsregel, das darf nicht sein, die Rangordnungen müssen schon gewahrt werden.
Wir wissen nicht, ob der Priester einen Einwand vorgebracht hat. Der Einspruch des Täufers Johannes aber ist uns überliefert. Und auch die Reaktion Jesu: „Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu!
Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.“ (Mt 3,15)
Es ist deshalb auch eine ungewöhnliche Szene, die sich dort am Ufer des Jordan abspielt: Jesus wird von Johannes getauft, der Herr vom Knecht. Damit ist jede irdische Logik durchbrochen, die eine
hierarchische Rangordnung kennt. Aber es ist eben die Logik Gottesreiches, dass es kein oben und unten mehr gibt, dass die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein werden. Das ist der
Kern des Evangeliums, das Jesus verkündet. Fabian Brand (KNA)
Den ausführlichen Beitrag lesen Sie in der Ausgabe 02/2023