Madrid (KNA) - Das spanische Erzbistum Valladolid will das seit Jahren stillstehende Seligsprechungsverfahren für die Königin Isabella von Kastilien (1451-1504) wiederbeleben.
Erzbischof Luis Argüello kündigte in einer Mitteilung an, die Arbeit des zuständigen Gremiums vorantreiben zu wollen. Es gelte, die Verehrung der Monarchin in Spanien und Lateinamerika zu
fördern.
Argüello kritisierte in diesem Zusammenhang einen ideologisch motivierten „Geschichtsrevisionismus“, der sie in ein negatives Licht rücke. „Isabella die Katholische“, wie sie auch genannt wird,
sei eine „Verteidigerin der indigenen Völker“ gewesen, betonte der Bischof; dies müsse der Öffentlichkeit bewusst gemacht werden.
Die Meinungen über Isabellas historische Rolle gehen weit auseinander. Für viele Spanier war keine Königin so wichtig wie sie, weil sie aus den damals zersplitterten spanischen Fürstentümern eine
Weltmacht schuf. Sie vertrieb nach knapp 800 Jahren Besetzung die Muslime von der Iberischen Halbinsel und machte das Christentum zur Staatsreligion. Sie finanzierte die Entdeckungsreisen des
Kolumbus, machte Spanien damit zum Kolonialreich und brachte den katholischen Glauben in die Neue Welt.
Kritiker sehen in ihr indes eine gewalttätige, intolerante Herrscherin und vor allem die „Mutter der spanischen Inquisition“. Mitglieder der amerikanischen Anti-Rassismus-Bewegung machen sie
zudem für Mord und Unterdrückung an der indigenen Bevölkerung verantwortlich.
Das Erzbistum Valladolid setzt sich seit 1958 für eine Seligsprechung der Königin ein. Doch seit den 90er Jahren ruht das Verfahren im Vatikan. Trotz zahlreicher Vorstöße der Spanischen
Bischofskonferenz wurden in den vergangenen Jahren keine nennenswerten Fortschritte erzielt.