Freising (KNA) - Arjan Dodaj (46), einstiger Bootsflüchtling und heute katholischer Erzbischof in der albanischen Hauptstadt Tirana, hat am Donnerstag Bayern besucht. In Freising
traf er mit Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) und Mitarbeitenden des katholischen Osteuropahilfswerks Renovabis zusammen. Dabei lobte er die Wertevermittlung in den bayerischen Schulen.
Zugleich lud der Kirchenmann Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und Herrmann zu einem Besuch Albaniens ein. „Das wäre wie Salz, das unserer Gesellschaft Geschmack geben könnte.“
Die diktatorisch-kommunistische Vergangenheit liege auch noch nach 30 Jahren „wie ein drückender Schatten“ auf seinem Heimatland, sagte der Erzbischof. „Das sieht zwar aus wie Demokratie, aber
wir haben noch viel daran zu arbeiten, dass Werte im Leben verbindlich geachtet werden.“ Die katholische Kirche habe zu Beginn der 1990er Jahre praktisch nicht mehr existiert. Heute sei ein
Fünftel der Hauptstadtbevölkerung katholisch und bekenne sich auch sichtbar zu seinem Glauben. Allein im vergangenen Jahr seien 200 Erwachsene getauft worden.
Dodaj war als Jugendlicher über das Mittelmeer nach Italien geflohen, wo er als Schweißer und Gärtner arbeitete. Er hatte sich erst 1994 taufen lassen. 2017 kehrte er als Priester zurück. Ende
2021 berief ihn Papst Franziskus auf den Bischofsstuhl von Tirana-Durres, als ersten Einheimischen seit Jahrzehnten. Der Erzbischof sagte, auch wegen ihres Märtyrer-Zeugnisses in der Zeit des
Kommunismus könne die katholische Kirche in Albanien auf eine hohe Glaubwürdigkeit zählen.
Renovabis hat nach eigenen Angaben seit 1993 in Albanien insgesamt 680 Projekte mit mehr als 37,2 Millionen Euro gefördert. Mit Dodaj seien weitere neue Projekte im Bildungsbereich besprochen
worden. Der Erzbischof wurde von seiner verantwortlichen Mitarbeiterin für Migration und Menschenhandel, Ariela Mitri, begleitet. - Renovabis wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Die Pfingstaktion
des Hilfswerks widmet sich dem Thema Arbeitsmigration aus Osteuropa unter dem Motto „Sie fehlen. Immer. Irgendwo“.