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Gilles: Europas Katholiken erleben Kirche sehr unterschiedlich

Prag (KNA) - Aus Sicht der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, gibt es in Europa sehr unterschiedliche Sichtweisen auf den Zustand der katholischen Kirche und auf mögliche Reformen. Bei der aktuellen Europa-Etappe in Prag zur vom Papst einberufenen Weltsynode stelle sie fest, „dass innerhalb der Kirche in Europa die Wege zueinander manchmal weiter sind als die zwischen mir und denen, die außerhalb der Kirche stehen“, sagte sie im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Das macht meinen Blick weiter, aber es ist keine ganz komfortable Erfahrung.“
Insgesamt aber ziehe sie eine erste positive Zwischenbilanz, so Gilles weiter. „Es ist immer eine besondere Erfahrung, wenn man so rasch spürt, dass man gemeinsam auf dem Weg ist.“ Noch bis Sonntag beraten Delegierte aus 39 Ländern über Reformen in der katholischen Kirche.
Enorme Differenzen gebe es allerdings bei der Sicht auf sexuellen Missbrauch, fügte Gilles hinzu: Während etwa die Iren radikale Konsequenzen forderten und Bischof Bätzing beklage, die Opfer würden zu wenig gehört, reagierten viele Osteuropäer eher defensiv: „Bei der Spannbreite fragt man sich wirklich manchmal: Sind wir hier in derselben Versammlung und an demselben Punkt?“
Obwohl es ein weltweites Grundlagendokument für alle gebe, erlebe sie bemerkenswert unterschiedliche Wahrnehmungen: „Mein Bild wird weiter, indem ich die Unterschiedlichkeit wahrnehme. Zum Beispiel merke ich beim Thema Frauenbeteiligung, dass das von uns ganz anders gefühlt wird als von manchen Frauen in Osteuropa.“
Die zuvor von manchen beschworene Spaltungsgefahr durch einen „deutschen Sonderweg“ werde bisher „nicht so thematisiert, dass man das bearbeiten könnte“, ergänzte die Generalsekretärin: „Natürlich stehen wir unter Beobachtung, das merken wir. Aber dann zeigt sich: Die Deutschen spielen überhaupt keine Sonderrolle.“ Es gebe Zuspruch zum deutschen Reformprojekt, aber „die wenigsten wissen wirklich, was der Synodale Weg ist“.
Von den Schlussdokumenten der Europa-Etappe in Prag wünsche sie sich, „dass der Umgang mit Unterschieden, die wir hier erlebt haben, sich darin widerspiegelt“, betonte Gilles: „Dass die Vielfalt etwas Kreatives sein kann. Und dass die Spannungen zwischen der Lehre der Kirche und den konkreten Situationen vor Ort, die hier immer wieder Thema waren, dass die darin aufscheinen.“