Prag (KNA) - Der katholische Theologe Thomas Söding warnt davor, die Debatte um ein Priestertum von Frauen abzuwürgen. Es gelte, „nicht einfach Basta zu sagen, sondern Pro und
Contra abzuwägen“, sagte Söding der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Prag. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe das Thema seinerzeit zwar für beendet erklärt. Aber:
„Wenn man sagt, die Tür sei geschlossen, dann sage ich: Eine Tür, die geschlossen wurde, kann man wieder öffnen.“
Eine Verweigerung des Zugangs zum Priesteramt werde als massive Ungerechtigkeit gegenüber Frauen gesehen, betonte Söding. Daher dürfe man Veränderungen nicht ausschließen. Im Übrigen gelte das
damalige Machtwort Johannes Pauls II. nicht für die Debatte um den Diakonat der Frau. Dieses Thema hat unter Papst Franziskus neue Impulse erhalten.
Der Bochumer Professor für Neues Testament gehört zur deutschen Delegation bei der derzeit in Prag stattfindenden Europa-Etappe zur Weltsynode der katholischen Kirche. Papst Franziskus will die
Kirche mit diesem Prozess in wesentlichen Zukunftsfragen erneuern. Söding ist auch Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und gehört dem Präsidium des deutschen Reformprojekts
Synodaler Weg an.
Die Gefahr einer Kirchenspaltung durch weitreichende Reformen hält Söding für übertrieben. „Für mich war ,Schisma' immer ein Popanz, der aufgebaut wurde, um bestimmte Positionen von vorneherein
zu diskreditieren. Aber das hat nicht funktioniert.“ Die Gespräche in Prag zeigten, „dass man auf unterschiedliche Art und in einer gewissen Ungleichzeitigkeit katholisch sein kann“. Diese
Einheit in der Vielfalt müsse die Kirchenführung nun weltweit organisieren. „Ohne Rom und ohne den Papst geht das nicht.“