Brüssel (KNA) - Im Streit der EU um den Kurs ihrer Migrationspolitik hat sich Caritas Europa gegen Zäune und Abschiebungen ausgesprochen. Anstelle von Maßnahmen, die das Leben
von Menschen gefährdeten und zu Pushbacks und Gewalt innerhalb der EU und an ihren Außengrenzen führten, müsse die Union Menschenrechte und Menschenwürde in den Mittelpunkt rücken, erklärte die
Generalsekretärin des Dachverbands katholischer Caritas-Organisationen, Maria Nyman, am Donnerstag in Brüssel.
Kritik übte Nyman an europäischen Staats- und Regierungschefs, die ihre Aufmerksamkeit darauf richteten, „wie die Ankunft von Migranten in Europa verhindert und ihre Rückkehr beschleunigt werden
kann“. Stattdessen brauche es eine bessere Asylpolitik in Europa. Migranten leisteten einen unverzichtbaren Beitrag für die europäische Gesellschaft und Wirtschaft, betonte die
Caritas-Generalsekretärin.
Unter anderem der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer hatte vor dem EU-Sondergipfel am Donnerstag und Freitag eine stärkere Abschottung gegen Migranten gefordert. Auch Italiens neue
ultrarechte Regierungschefin Giorgia Meloni vertritt eine härtere Politik gegenüber Flüchtlingen und Zuwanderern. Innerhalb des EU-Parlaments plädiert der Vorsitzende der konservativen EVP,
Manfred Weber (CSU), für EU-finanzierte Grenzzäune und eine teilweise Auslagerung von Asylverfahren in Drittstaaten.
Mit Blick auf die Beziehungen zu Nicht-EU-Ländern verlangte die Caritas-Generalsekretärin, auch die Interessen und Bedürfnisse der Partner zu berücksichtigen, statt zuwanderungspolitische Ziele
der EU „mit Zuckerbrot und Peitsche durchzusetzen“. Entwicklungshilfe dürfe nicht als Mittel gegen Migration instrumentalisiert werden; sie müsse vielmehr dazu dienen, Armut und Ungleichheit in
wirtschaftlich schwachen Ländern zu verringern, erklärte Nyman.