Berlin (KNA) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich in einer Videobotschaft an die Menschen in Deutschland gewandt, die Freunde und Verwandte in den Erdbebengebieten
in Syrien und der Türkei haben. „Wir sehen euer Leid, wir hören euer Klagen. Euer Schmerz ist unser Schmerz“, sagte der Bundespräsident in einer am Donnerstag auf seiner Internetseite und in
sozialen Netzwerken veröffentlichten Ansprache. Für den heutigen Freitag ist Trauerbeflaggung an den obersten Bundesbehörden in Berlin und Bonn angeordnet.
In deutsch, türkisch und arabisch dankte Steinmeier den Helferinnen und Helfern vor Ort und auch denen in Deutschland, die Hilfstransporte organisieren, spenden oder sich um Nachbarn kümmern, die
sich um das Schicksal von Angehörigen und Freunden in den Erdbebebengebieten sorgen. Der Bundespräsident rief dazu auf, weiterhin solidarisch zu sein.
Unterdessen berichten Helfer weiterhin von einer schwierigen Lage vor Ort. „Mit jedem weiteren Nachbeben stürzen weitere Häuser ein“, sagte Maristenbruder Georges Sabe über das Hilfswerk missio
München. Ein Ordensmann aus Aleppo schilderte, dass Menschen sich auf Friedhöfe flüchteten: „Wir halten dort nach ihnen Ausschau, geben ihnen zu essen und versuchen, einen sicheren Ort für sie zu
finden.“
Der Malteser Hilfsdienst erklärte, dass weiterhin dringend orthopädische Hilfsmittel für die vielen Verletzten benötigt würden. In Syrien sei dies über lokale Märkte noch möglich. „Schon vor dem
Beben war die Gesundheitsversorgung für die Menschen in der Region kaum zu stemmen. Nun kommen die vielen Verletzten hinzu“, sagte der Leiter der Nothilfe von Malteser International, Oliver
Hochedez.
Das Erzbistum Köln will die Erdbebenhilfe über den Libanon nach Syrien schaffen, um Zugriffe durch das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zu verhindern. „Je offizieller man es
macht, umso wahrscheinlicher ist es, dass was abgezweigt wird“, sagte der Leiter der Diözesanstelle Weltkirche-Weltmission, Nadim Ammann, dem Kölner Online-Portal domradio.de am Donnerstag.
„Viele der Partner in Syrien haben gute Kontakte in den Libanon. Und unsere Hilfe während des Krieges ging also fast zu 100 Prozent über den Libanon. Auch jetzt werden wir das so
organisieren.“
Mehrere katholische (Erz)Bistümer und evangelische Landeskirchen stellten Soforthilfen bereit. Auch die koptisch-orthodoxe Kirche in Deutschland zeigte sich betroffen und kündigte Spenden an. So
werde in den Gemeinden nun sonntags für die Opfer gesammelt, teilte Bischof Anba Damian in Höxter mit.
Anfang März plant darüber hinaus die EU eine Geberkonferenz für Syrien und die Türkei. Der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic reiste am Donnerstag in das Erdbebengebiet.
Er wolle sich beim Vize-Chef des türkischen Katastrophenschutzes und Vertretern humanitärer Organisationen aus Nordwest-Syrien über die Rettungsmaßnahmen informieren, teilte die EU-Kommission
mit.