Bayreuth (KNA) - Für Menschen mit Heimerfahrung in Kindheit und Jugend gibt es eine neue Beratungsstelle in Bayern. Das Angebot versteht sich laut Mitteilung des Bayerischen Landesjugendamtes vom Dienstag als Anschluss an bisherige Hilfen. Bei diesen standen Menschen im Mittelpunkt, die zwischen 1949 und 1975 als Minderjährige in Heimen untergebracht waren. Dabei seien mehr als 7.000 Menschen erreicht worden und insgesamt 60 Millionen Euro an finanziellen Leistungen an Betroffene leidvoller Erfahrungen ausgezahlt worden.
„Künftig steht die Beratung der Betroffenen im Vordergrund“, hieß es. Zudem könnten sich nun auch Menschen melden, die nach 1975 als Minderjährige in einer psychiatrischen Einrichtung, einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe oder in Erholungs- und Kurheimen waren. „Viele der so genannten 'Verschickungskinder' haben Schlimmes erlebt und brauchen unsere Unterstützung“, sagte Familienministerin Ulrike Scharf (CSU). Die neue Beratungsstelle sei bundesweit einzigartig.
„Verschickungskinder“ wurden bis in die 1990er Jahre hinein im Alter von 2 bis 14 Jahren zu Erholungsmaßnahmen in die Berge oder an die See geschickt. Rund ein Viertel dieser Einrichtungen lag in Bayern.
Die neue bayerische Beratungsstelle (https://www.blja.bayern.de/hilfen/Beratungsstelle/index.php)will kostenlos Raum für vertrauensvolle Gespräche bieten und eine Auseinandersetzung mit Erinnerungen an die Heimunterbringung ermöglichen. Gemeinsam mit den Beraterinnen und Beratern könne nach individuellen Bewältigungsstrategien gesucht werden. Es gebe Informationen über Angebote zu finanziellen Leistungen. Außerdem wolle sich die Anlaufstelle einer lebendigen Erinnerungskultur und der historisch-gesellschaftlichen Aufarbeitung der Heimerziehung widmen.