Köln (KNA) - Das katholische Hilfswerk Misereor begrüßt die Pläne der Bundesregierung, ihre Außen- und Entwicklungspolitik feministischer auszurichten. Frauen seien weltweit
weiter unterrepräsentiert, sagte Misereor-Referentin Barbara Schirmel am Wochenende dem Kölner katholischen Portal domradio.de: „Sie sind benachteiligt, in vielen Ländern auch unterdrückt -
kulturell, religiös, auch von staatlicher Seite. Da ist natürlich eine Politik, die genau diese Frauen in den Blickpunkt nimmt, besonders wichtig.“
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hatten am Mittwoch Leitlinien für eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik vorgestellt. Auch
wenn es von einigen Seiten Kritik am Wort „feministisch“ gebe, finde sie den Fokus auf die Frauenrechte sehr wichtig, betonte Schirmel, „weil Frauen oft unsichtbar sind“.
„Frau. Macht. Veränderung“ lautet das Motto der aktuellen Misereor-Fastenaktion, mit der sich das Hilfswerk vor allem für eine Verbesserung der Situation von Frauen in ärmeren Ländern einsetzt.
In vielen Staaten würden sie bisher weniger gefördert und weniger an Entscheidungen beteiligt, so die Expertin weiter: „Sie haben auch deutlich weniger Zugang zu Ressourcen wie Land, Wasser,
Bildung, Gesundheit als Männer.“ Auf der anderen Seite zeige die Erfahrung, dass Hilfsprojekte meist umso erfolgreicher seien, je stärker Frauen dabei aktiv mitwirken könnten.
Wenn die Politik dies stärker in den Blick nehme und auch öffentlich mache, könne das nur hilfreich sein, fügte Schirmel hinzu und verwies als Beispiel auf Afghanistan: Baerbock habe hier klar
gesagt, dass Deutschland nur Hilfe geben werde, wenn Frauen ihre Arbeitsplätze behalten dürften und auch weiterhin Zugang zu Bildung hätten. „Das ist ein sehr gutes Beispiel, weil wir als
Misereor zum Beispiel in Afghanistan auch Projekte für Mädchenbildung fördern.“
Die Hoffnung auf deutliche Verbesserungen in dem Land sei allerdings gering, so lange die Taliban an der Macht seien, erklärte die Misereor-Refrentin weiter: „Aber wir tun trotzdem das, was
möglich ist, um die Situation zumindest ein wenig zu verbessern und diejenigen zu unterstützen, die dort weiter für das Recht von Mädchen und Frauen kämpfen. Ich glaube, das Traurigste wäre, wenn
wir Afghanistan abschreiben würden, nach dem Motto: Solange die Taliban da sind, können wir gar nichts machen.“