Vallendar (KNA) - Kardinal Walter Kasper hat sich für andere Umgangsformen in der katholischen Kirche ausgesprochen. „Die öffentliche Kritik eines Bischofs am Papst gefällt mir
nicht“, sagte Kasper am Samstag in Vallendar (Rheinland-Pfalz) am Rande einer Feier zu seinem 90. Geburtstag am 5. März.
Er reagierte damit auf Äußerungen des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Dieser hatte am Donnerstag das abwartende Verhalten von Papst Franziskus im Fall Köln
kritisiert. Bätzing mahnte eine baldige Entscheidung des Papstes über das Rücktrittsgesuch des Kölner Erzbischofs und Kardinals Rainer Maria Woelki an.
Bei der Feier in der Vinzenz Pallotti University nahm Kasper eine Festschrift mit dem Titel „Sehnsucht Gott“ entgegen. „Es gibt keinen Theologen, der mehr Festschriften bekommen hat“, sagte der
Direktor des Kardinal-Walter-Kasper-Instituts in Vallendar, George Augustin. Es sei bereits die fünfte. Kasper reagierte mit Humor: „Die eigentliche Festschrift wird ja erst im Himmel
geschrieben.“
Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, überbrachte die Glückwünsche des Papstes. Er erinnerte daran, dass Franziskus kurz nach seiner Wahl vor zehn Jahren Kaspers
Buch „Barmherzigkeit“ als vorbildlich gelobt hatte. Auch der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück sagte in seinem Festvortrag, Kasper habe den von der Theologie vernachlässigten Begriff der
Barmherzigkeit Gottes mit Recht wieder ins Zentrum gerückt.
Kasper lehrte Theologie in Münster und Tübingen und verfasste mehrere theologische Grundlagenwerke. Von 1989 bis 1999 war er Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Dann wurde er in den Vatikan
berufen. Bis 2010 war er Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Sein Lebensmittelpunkt ist Rom, er ist aber durch viele persönliche Kontakte eng mit seiner
schwäbischen Heimat verbunden.