Nürnberg (epd) - Für die erste jüdische Kindertagesstätte in Nürnberg ist am Sonntag der Grundstein gelegt worden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte bei der
Zeremonie die Bedeutung dieser Kita für das jüdische Leben in Deutschland: „Wir legen hier nicht nur einen Grundstein für eine Kindertagesstätte, sondern bereiten den Weg für jüdische Gemeinden
überall in Bayern und Deutschland“, sagte er laut Mitteilung. Die Grundsteinlegung fand auf der Baustelle neben dem Gemeindehaus der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg statt.
In Nürnberg sei jüdisches Leben sichtbar und lebendig: „Sie leben Ihren Glauben und zeigen über Altersgruppen und Generationen hinweg, was Zusammenhalt, Respekt und Toleranz bedeuten“, sagte
Herrmann. „Werte, die wir auch den Jüngsten in unserem Land mit auf den Weg geben wollen.“ Den Kindern gehöre die Zukunft, deshalb bräuchten sie gute Bildungschancen und beste Bedingungen zum
Aufwachsen. Der Freistaat fördere darum Ausbau und Qualität der Kindertagesbetreuung.
Im Norden Nürnbergs (Arno-Hamburger-Straße) werden eine Krippe mit zwölf Plätzen und ein Kindergarten mit zweimal 20 Plätzen gebaut. Initiatorin und Trägerin ist die IKG Nürnberg, die Baupläne
stammen vom Büro Rosner Architekten. Die jüdischen Traditionen sollen dort fester Bestandteil des Kita-Jahres sein, ebenso wie jüdische Pädagogik und koscheres Essen. Die Kita soll grundsätzlich
für Kinder aller Glaubensrichtungen offen sein, wie Mitinitiatorin und SPD-Stadträtin Diana Liberova gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) erläuterte.
Die Eröffnung ist laut der Integrationspolitikerin zum Schuljahr 2025/26 geplant. Die Baupläne sind seit fünf Jahren publik, ursprünglich sollte die Kita bereits 2020 eröffnen. Zu der Verzögerung
kam es Liberova zufolge aus gewöhnlichen Gründen - es habe verschiedene Bedenken und offene Finanzierungsfragen gegeben. Nun sei alles geklärt, sagte sie dem epd: „Wir freuen uns sehr, dass das
Aufwachsen in der jüdischen Welt als Teil der Normalität möglich ist und dass das zusammen mit der Stadtgesellschaft gelingt.“ Sie sei auf die Zahl der Anmeldungen für die Kita gespannt.
IKG-Vorsitzender Jo-Achim Hamburger hofft, durch die Kita auch wieder mehr Jüngere an die Gemeinde zu binden. Im Raum Nürnberg lebten rund 100 junge jüdische Familien, von denen sich viele eine
Kita mit jüdischem Profil wünschten, hatte er bei der Veröffentlichung der Baupläne 2018 gesagt. Die pädagogische Einrichtungsleitung soll Deutsch, Hebräisch und Russisch sprechen.