Köln/Bonn (KNA) - Der US-Jesuit James Martin hat das Engagement des Papstes für queere Menschen in der Kirche gewürdigt. „Franziskus hat mehr für LGBTQ-Menschen getan als jeder
andere Papst in der Geschichte“, sagte der Ordensmann am Mittwoch in einer neuen Folge des Podcasts „Himmelklar“.
Mit dem englischen Wort queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht mit gesellschaftlichen Rollenbildern übereinstimmt. Die Abkürzung
LGBTQ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren.
Papst Franziskus verfolge im Umgang mit LGBTQ-Katholiken einen pastoralen Ansatz, der auch beinhalte, „sich gegen Ungerechtigkeiten auszusprechen, wie die Kriminalisierung von Homosexualität“, so
Martin weiter. „Er verändert nicht die Lehre, aber die Ansprache.“ Dadurch habe er die Situation von LGBTQ-Menschen innerhalb der Kirche in den zehn Jahren seines Pontifikats grundlegend
umgestalten können. „In seiner Art auf Menschen zuzugehen, sehen wir einen enormen Schritt nach vorne“, betonte der Jesuit.
Der US-Amerikaner Martin ist in den vergangenen Jahren vor allem durch sein öffentliches Eintreten für die LGBTQ-Seelsorge bekannt geworden. Wiederholt hatte er mehr Beachtung für die Menschen
gefordert. Dabei gehe es ihm aber nicht darum, die Lehre der Kirche zu ändern, betonte der Ordensmann im Interview. „Für mich ist es viel wichtiger, den LGBTQ-Katholiken eine Stimme zu geben, und
den Menschen nahezubringen, auch auf diese Stimmen zu hören. Das empfinde ich als meine Rolle.“ Für ihn als Jesuiten gebe es „Grenzen, was ich sagen darf und was nicht“.
Für sein Engagement erhielt der Jesuit auch innerkirchliche Kritik. Der Bischof von Tyler in Texas, Joseph Strickland, hatte Martin wiederholt auf Twitter kritisiert und ihm unter anderem Häresie
vorgeworfen. Auch der deutsche Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller hatte Martin in Interviews namentlich attackiert. Er fühle sich angesichts dieser Kritik „in gewissem Sinne machtlos“, erklärte
Martin. „Ich kann als einfacher Priester doch nicht einem Kardinal widersprechen, das wäre für einen Jesuiten nicht richtig.“