Passau/Rom (epd) - Erzbischof Georg Gänswein warnt vor einer Kirchenspaltung durch den Synodalen Weg. Der von den deutschen Bischöfen und dem Zentralkomitee der deutschen
Katholiken initiierte Reformdialog habe zu „Spannungen innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland und mit dem Heiligen Stuhl“ geführt, sagte Gänswein in einem Interview der der Mediengruppe
Bayern (Dienstag). Mehrfach habe der Vatikan eindeutig und klar Grenzen aufgezeigt, die es, ernst zu nehmen gelte. „Ich bete und hoffe, dass eine Spaltung verhindert werden kann.“
Gestartet wurde der Synodale Weg unter dem Eindruck einer jahrelangen Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal noch einmal verschärfte. Im März gingen die Beratungen zuende. Im Mittelpunkt
standen die Themen Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliche Lebensform. Die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien sollen in einem Synodalen Rat fortgeführt werden.
Er bezweifle, dass der Synodale Weg, so wie er sich entwickelt habe, die richtige Antwort auf die Missbrauchskrise gewesen sei, sagte Gänswein. Die dort behandelten Themen gingen über die
notwendige Beantwortung der Missbrauchskrise weit hinaus. „Dabei ist die Gefahr erwachsen, dass Sonderwege aus der Einheit der Universalkirche hinausführen.“
Seiner Ansicht nach besitze der Synodale Weg keinerlei bindende Rechtskraft. Auch liefere die Initiative keine Antworten auf die tatsächlichen Nöte der Gläubigen, sagte der Erzbischof und
langjährige Vertraute des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., der immer noch als einer der wichtigsten deutschen Vertreter im Vatikan gilt.
„Der Glaubensverlust ist durch den Synodalen Weg eher noch gewachsen“, bilanzierte Gänswein. Anstatt Strukturfragen zu erörtern, gelte es, den Glauben wieder zu vertiefen. „Glaube wird, wenn ich
es ernst nehme, nur durch wirkliche persönliche Umkehr und Vertiefung zu neuem Leben erwachen. Das freilich setzt ein persönliches Mühen und Entschiedenheit voraus.“