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Bischof Kohlgraf würdigt Rolle der Medien

Mainz (KNA) - Der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf hat die Rolle der Medien bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals gewürdigt. „Ich glaube tatsächlich, dass wir als katholische Kirche nicht so weit wären wie wir sind, wenn uns die Medien nicht auf die Füße getreten wären, mit Recherchen und auch mit öffentlichem Druck“, sagte Kohlgraf am Mittwochabend in Mainz. Dies sei auch Aufgabe von Medien, nicht nur gegenüber den Kirchen, sondern gegenüber allen gesellschaftlichen Gruppen. Man könne in der Vielfalt der Medien eine Chance sehen: „Es bleibt heute nichts mehr geheim.“ Und das sei auch gut so.
ZDF-Intendant Norbert Himmler sagte bei der Diskussion, es gebe „seit vielen Jahren eine gesellschaftliche Tendenz zur Institutionen-Kritik“. Das betreffe nicht nur öffentlich-rechtliche Medien, sondern auch Kirchen, Parteien und Gewerkschaften. „Alle etablierten, vermeintlich mit Macht und Einfluss ausgestatteten Institutionen werden aufs Schärfste hinterfragt“, sagte Himmler.
Wo die Öffentlich-Rechtlichen Fehler machten, seien sie „verdammt noch mal verpflichtet, diese Fehler sofort aufzuklären und sicherzustellen, dass sie nicht mehr passieren“, betonte er. Himmler wandte sich aber „gegen eine gesellschaftliche Strömung, die uns per se die Glaubwürdigkeit abspricht nach dem Motto: Ihr steckt ja alle mit der Politik unter einer Decke.“ Eine solche Haltung sei letztlich demokratiegefährdend.
Himmler sagte mit Blick auf die von vielen beklagte Flut schlechter Nachrichten, die „Mediengesetzmäßigkeiten“ führten zu einer Fokussierung auf vermeintliche Missstände. Wo „tatsächlich etwas aufzudecken“ sei, habe das „natürlich seine Berechtigung“, sagte der Intendant. „Die Nachrichtenberichterstattung wird sich per se erst einmal auf das Übel der Welt stürzen, erst recht, wenn vieles passiert.“ Es gelte aber auch, „positive Beispiele des gesellschaftlichen Gelingens oder des politischen Gelingens zu zeigen“, sagte er mit Blick auf das Schlagwort vom „positiven Journalismus“. Es sei wichtig, die richtige Balance bei der Auswahl der Themen zu finden.
Kohlgraf sagte, er profitiere von kritischer Berichterstattung, wenn sie journalistisch fundiert sei. „Wenn ich den Eindruck habe, dass die wissen, wovon sie reden, dann hilft mir das schon.“ Das gelte auch für satirische Beiträge. Die Podiumsdiskussion im Bildungszentrum Erbacher Hof stand unter der Überschrift „Medien und Kirche“.