· 

Von Traditionen geprägt, den Blick nach vorne

Haben viele Ideen für ihren SSB: Hans Baumann aus Buckenhofen, Leitender Pfarrer Martin Emge, Stefanie Heller aus Heroldsbach, Verwaltungsleiter Bernhard Heim und Caritas-Integrationslotsin Kathrin Heck (von links). Foto: Pich
Haben viele Ideen für ihren SSB: Hans Baumann aus Buckenhofen, Leitender Pfarrer Martin Emge, Stefanie Heller aus Heroldsbach, Verwaltungsleiter Bernhard Heim und Caritas-Integrationslotsin Kathrin Heck (von links). Foto: Pich

Forchheim (bp) – Der Seelsorgebereich Forchheim wird von vielen Traditionen und seiner reichen Geschichte geprägt. Ziel ist es, so leitender Pfarrer Domkapitular Martin Emge „eine Gemeinschaft aus Gemeinschaften zu werden“. 

 

Und da sehen sich alle, die ihren Seelsorgebereich im Gespräch mit dem Heinrichsblatt vorstellen, auf einem guten Weg, mitten im Lernprozess, Pfarrer Martin Emge ebenso wie Verwaltungsleiter Bernhard Heim, Hans Baumann aus Buckenhofen, Mitglied im Seelsorgebereichsrat und im Diözesanrat, Caritas-Integrationslotsin Kathrin Heck und Dr. Stefanie Heller, SSB-Rats-Vorsitzende aus Heroldsbach.

 

Charakteristisch für den SSB ist vor allem die historische Prägung der Stadt Forchheim als alter fränkischer Königshof mit einer Kaiserpfalz sowie das ehemalige Kollegiatsstift St. Martin, kurze Wege vom Umland ins Handelszentrum, vom Aischgrund etwa, wo Hopfen angebaut wurde. „Wir sind hier teilweise älter als Bamberg“, betont Heim und verweist darauf, dass der Einzugsbereich der Pfarrei St. Martin weit ins Land reichte. 

 

Starke katholische Traditionen und Vereine prägten und prägen Forchheim. „Leider erleben wir aber auch, dass Traditionsvereinigungen wegen Überalterung und fehlendem Nachwuchs ihre Arbeit aufgeben müssen“, bedauert der leitende Pfarrer. Die Sebastiani-Bruderschaft zählt aber noch 120 Mitglieder und der Katholische Frauenbund in Heroldsbach gehört zu den Mitgliedsstärksten im ganzen Erzbistum. Stefanie Heller verweist etwa auf moderne Angebote des Heroldsbacher Frauenbunds mit kindgerechten Räumen. Der Blick geht nach vorne. „Wir lernen“, betonte Emge immer wieder.

 

Vielfalt

 

Besonderheiten im SSB ließen sich viele aufzählen, von den teils professionellen Musikvereinen, die aus Pfarreien hervorgegangen sind; das Annafest mit 30 000 Sitzplätzen, das auf die Annaprozession zurückgeht und noch heute mit einem Gottesdienst auf dem Kellergelände gefeiert wird; oder die Klosterkirche St. Anton. Seit dem Weggang der Redemptoristen kümmert sich der Klosterverein darum, die Kirche als lebendigen, geistlichen Ort zu erhalten, organisiert spirituelle und kulturelle Angebote. Auch Gottesdienste gibt es dort regelmäßig.

 

Die Gebetsstätte Heroldsbach mit ihrem eigenen Wallfahrtsbetrieb liegt ebenfalls im SSB.„Die Zusammenarbeit ist gut und Pater Ludwig Müller ist Teil des Pastoralteams“, erläutert Pfarrer Emge und verweist auf die dortige Ewige Anbetung. 24/7. 

 

Forchheim ist mit seinen zwei Gymnasien, den sonderpädagogischen Förderschulen, Mittelschulen, der Realschule und dem Berufsschulzentrum eine Schulstadt. Daher freut sich der SSB über eine gute Jugendarbeit – auch wenn es immer besser laufen könnte. Doch sind die jungen Christen bereits ein gutes Beispiel für das Zusammenwachsen im SSB, sei es mit der ökumenischen Osternacht in Forchheim, die es schon viele Jahre lang gibt, die Saturday-Night Church in Verklärung Christi oder die Songandacht in Heroldsbach und Kersbach. 

 

Es gibt eine ARGE – Katholische Kitas am Tor zur Fränkischen Schweiz – allein im Seelsorgebereich befinden sich elf Kindergärten in katholischer Trägerschaft. 

 

Stärken

 

Neben der prägenden Historie und den starken katholischen Traditionen zählt Emge auch eine starke Caritasarbeit zu den Besonderheiten. Sei es der ökumenische Sozialladen, ambulante Pflege, Sondereinrichtungen für Kinder oder die Flüchtlings- und Migrationsarbeit. Als Pfarrer der St. Martinspfarrei – der Pfarrei des Teilens – ist es Emge ein Anliegen, Arme in den Blick zu nehmen. Er möchte die Zusammenarbeit mit der Caritas stärken und eine Art Jointventure ins Leben rufen. Zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit der Caritas-Integrationslotsin, die in Räumen der Pfarrei ein Café für Menschen verschiedener Nationen und Glaubensrichtungen anbietet.

 

Im Bereich der Flüchtlingsarbeit gebe es bereits eine gute Zusammenarbeit zwischen den Pfarreien etwa durch den informellen Austausch über freie Wohnungen oder einen Arbeitskreis mit anderen Seelsorgebereichen. Diese Verbundenheit wird auch im Logo des SSB sichtbar. Es zeigt, der pastorale Raum liegt am Wasser. Regnitz-Altwasser, Rhein-Main-Donau-Kanal, Hirtenbach, Wiesent, der Trubbach und der Gründelbach haben Forchheim und seine Umgebung geprägt – und verbunden. Es gibt Brücken, die schon immer bestanden. „Wir sind sozusagen ein Brücken-Seelsorgebereich“, sagt Verwaltungsleiter Heim und nennt als positives Beispiel den Austausch bei der Grundsteuer. Und Stefanie Heller sieht etwa für die Erwachsenenbildung eine große Chance, wenn der Einzugsbereich größer ist. 

 

Auch Emge freut sich über Synergieeffekte bei Wallfahrten, in der Kirchenmusik und in gemeinsamer Werbung. So würden Angebote möglich, die einzelne Pfarreien nicht stemmen könnten. Total schön findet Baumann, dass die ökumenischen Alltagsexerzitien von Jahr zu Jahr wachsen. Sorge bereite derzeit noch die geplante gemeinschaftliche Pfarrverwaltung. „Ein heißes Eisen“, sagt der Leitende Pfarrer und Stefanie Heller formuliert die Angst vieler Katholiken: „Wir schneiden uns selber den Kontakt ab“. Die Menschen vor Ort würden sich verantwortlich fühlen und vieles in Eigenleistung angehen. „Das wird verloren gehen, wenn alles zentral organisiert wird“. 

 

Momentan sind wir sozusagen im Spagat zwischen dem, was war und dem, was kommen wird“, unterstreicht Pfarrer Emge. 18 Christmetten im SSB werde es nicht mehr geben. Doch mithilfe des Pastoralkonzeptes soll der SSB Forchheim zum Netzwerk – auch von Ehrenamtlichen – und zu einer Lebensquelle von Gemeinschaften werden, die im Glauben an Jesus in einer größeren Gemeinschaft verbunden sind. Gräben, die nicht nur aus pastoralen, sondern auch aus sozio-ökonomischen Gründen bestehen, sollen überwunden werden. „Wir wollen auch Menschen ansprechen, die nicht so sehr an eine Kirche gebunden sind“, unterstreicht Baumann. „Wir wollen schauen, was wir besser machen können. Und wenn wir nur einen gewinnen, der sein Herz öffnet.“