Bozen (KNA) - Geschlechtergerechtigkeit ist für die katholische Kirche nach Überzeugung der deutschen Ordensfrau und Buchautorin Philippa Rath eine Überlebensfrage. „Berufung ist
keine Frage des Geschlechts. Unsere Kirche hat nur dann eine Zukunft, wenn Frauen gleichberechtigt Anteil haben an allen Ämtern und Diensten“, sagte die auch im deutschen Reformprozess Synodaler
Weg aktive Benediktinerin dem Südtiroler „Katholischen Sonntagsblatt“ (Mittwoch). An der Frauenfrage entscheide sich mit, ob die Kirche zukunftsfähig bleibe „oder sich zu einer sektiererischen
Gegenwelt zur demokratischen Moderne entwickelt“, so Rath.
Sie selbst begleite seit Jahren viele Frauen, die haupt- und ehrenamtlich in der Kirche arbeiten. „Viele von ihnen spüren in sich eine Berufung zur Diakonin oder Priesterin, können diese aber
nicht leben.“ Das sei „ein großes Leid, das auch mich schmerzt und mich motiviert“, für die Öffnung der Kirchenämter einzutreten, erläuterte die Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in
Rüdesheim.
Warum es geweihte Frauen brauche, begründete die Theologin und Politikwissenschaftlerin zunächst mit dem Hinweis auf Gerechtigkeit: „Es geht um die Alternative zwischen Diskriminierung und
Gleichberechtigung“ und um die „Geltung der Menschen- und Grundrechte im Binnenraum der Kirche“. Rath möchte auch umgesetzt wissen, was schon im Galaterbrief des Neuen Testamentes steht: „Ihr
seid nicht mehr Juden und Griechen, Sklaven und Freie, Männer und Frauen, sondern ihr alle seid eins in Christus“ (Gal 3,28). Die Kirche schade sich selbst, wenn unzählige Charismen und
Begabungen für den Aufbau des Reiches Gottes nicht genutzt würden.
Rath zeigte sich zuversichtlich, dass sich in den kommenden Jahren Entscheidendes ändern werde in der Kirche. Im Rahmen des von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozesses werde
die Frauenfrage vielfach gestellt und diesbezüglich eine Reform eingefordert. „In vielen Teilen der Welt sehen das viele Menschen - Männer und Frauen - ähnlich.“
Mit Blick auf den deutschen Reformprozess sagte sie, das Miteinander von Bischöfen, Klerikern, Ordensleuten und Laien, von Männern und Frauen, Jungen und Älteren sei inspirierend und bereichernd
gewesen. „Wir haben trotz manch schmerzhafter Kompromisse viel erreicht, um die systemischen Ursachen des Missbrauchs zu beseitigen und den vielen Opfern gerecht zu werden.“