Bonn (KNA) - Die Kirchen sollten sich nach den Worten der neuen Bischöfin der altkatholischen Kirche in Österreich, Maria Kubin, nicht zu sehr auf ihre Mitgliederzahlen fixieren.
Vielmehr müssten sie für das Leben der Menschen eine tatsächliche Relevanz besitzen, sagte Kubin am Mittwoch in der neuen Ausgabe des Podcasts „Himmelklar“. Es gehe nicht um Dogmen und formale
Strukturen, sondern darum, dass Menschen sich persönlich angesprochen fühlten. „Gott will, dass die Menschen gut leben, und nicht, dass sie an der richtigen Stelle Amen sagen.“ Sie selbst wolle
erreichen, dass Menschen sich verstanden, gehört, gesehen und getragen fühlten.
Die altkatholische Kirche entstand Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche. Der Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten
Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet.
Mit Blick auf die Weltsynode in der römisch-katholischen Kirche zeigte sich Kubin vorsichtig optimistisch. Sie fürchte jedoch, dass Reformvorhaben in einer Schubladen landen und Ewiggestrige
Änderungen blockieren könnten. Bis dahin hoffe sie, dass Menschen nicht einfach aus der Kirche austräten, sondern nach einem neuen Platz suchten, wo sie ihrem Glauben ein Zuhause geben könnten.
„Eigentlich ist unsere Vision ja als altkatholische Kirche, dass wir eines Tages gar nicht mehr gebraucht werden, weil dann die römisch-katholische Kirche auch dort ist, wo wir jetzt schon sind“,
sagte die Bischöfin.
Maria Kubin ist seit wenigen Wochen die erste Frau im Bischofsamt der altkatholischen Kirche in Österreich. Die Psychotherapeutin konvertierte 2008 von der römisch-katholischen zur
altkatholischen Kirche und studierte anschließend Theologie. Nun steht sie an der Spitze von etwa 9.000 Kirchenmitgliedern.
In Deutschland gibt es etwa 16.000 Altkatholiken, verteilt auf rund 60 Gemeinden. Anders als in der römisch-katholischen Kirche dürfen Priester heiraten. Seit 1994 sind in der altkatholischen
Kirche in Deutschland Frauen zum Priesteramt zugelassen. Seit rund 20 Jahren weihen auch die österreichischen Altkatholiken Frauen zu Priesterinnen.