München (epd) - Das Amtsgericht München hat am Mittwoch einen weiteren Verhandlungstag im Prozess gegen die drei Umweltaktivisten Jesuitenpater Jörg Alt (Nürnberg), die
Wissenschaftlerin Cornelia Huth und Geo-Ökologiestudent Luca Thomas (beide Bayreuth) angesetzt. Wie ein Gerichtssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte, werde der Prozess wegen
Beweisanträgen der Verteidigung am Dienstag, 16. Mai, fortgesetzt.
Die drei Aktivisten stehen wegen Nötigung vor Gericht, weil sie im Oktober 2022 an einer Straßenblockade der Initiative Scientist Rebellion vor dem bayerischen Justizministerium teilgenommen
haben.
Vor Gericht sagte der Migrationssoziologe und Jesuitenpater Alt am Mittwoch, wegen der Klimakatastrophe und einer schleppenden Umsetzung des Pariser Klimaabkommens scheine ihm die Inhaftierung
gewaltfrei Protestierender als ein „Ablenkungsmanöver und eine Sündenbockjagd“. Er wolle auf die Klimakatastrophe und die damit verbundenen Folgen aufmerksam machen und sich solidarisch mit den
Menschen im Globalen Süden zeigen. Dort würden heute die Menschen schon viel stärker unter der Klimakatastrophe leiden als im Globalen Norden, der dafür die Verantwortung trage. Er appellierte
auch an die Kirche, gewaltfrei Protestierende in Schutz zu nehmen.
Die Ökotrophologin und Epidemiologin Cornelia Huth stellte fest, dass ein „höchst alarmierender wissenschaftlicher Diskurs“ zur Klimakatastrophe und „absolut nicht ausreichendes Handeln unserer
Regierung“ meilenweit auseinanderklafften. In einer sich ständig weiter verschärfenden Notsituation dürften Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler „nicht nur den Untergang dokumentieren“. Sie
hätten die ethische Pflicht, die existenzielle Notwendigkeit deutlich zu machen, so Huth. Dies tue sie mit „unignorierbaren Protestaktionen, da die üblichen Wege bisher nicht funktioniert
haben“.
Scientist Rebellion ist nach eigenen Angaben eine internationale Bewegung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Akademikerinnen und Akademikern aus mehr als 32 Ländern, die zu Mitteln
des Zivilen Ungehorsams greifen. Die Protestaktion im Oktober 2022 wurde von einer Gruppe katholischer Ordensleute, Priester und Christen
verschiedener Konfessionen begleitet.