Budapest (KNA) – Mit einem Friedensappell für die Ukraine und mit Warnungen vor einem ungebremsten digitalen Fortschritt hat Papst Franziskus seine Ungarn-Reise beendet. Vor rund
50 000 Menschen betete er nach einem Gottesdienst vor dem Parlament in Budapest inständig um Frieden für „das gepeinigte ukrainische Nachbarvolk und für das russische Volk“. Die Verantwortlichen
rief er auf, „Frieden zu schaffen und den jungen Generationen eine Zukunft der Hoffnung und nicht des Krieges zu bieten; eine Zukunft voller Kinderbetten und nicht voller Gräber“.
Bei einem Treffen mit Wissenschaftlern in der Katholischen Universität von Budapest warnte er unmittelbar vor seinem Abflug vor einer Unterwerfung unter die Macht der Algorithmen und einer
Beherrschung des Menschen durch die Technik. Wenn das Gewinnstreben des Einzelnen und unersättlicher Informationsdrang dominierten, würden menschliche Bindungen zerstört. Einsamkeit und Angst
beherrschten, gefördert durch einen „wilden Kapitalismus“, am Ende die Gesellschaft, so die düstere Mahnung des Papstes. Schon am Abend zuvor hatte der Papst mehr als 10 000 Jugendliche
eindringlich ermahnt: Sie sollten nicht zu Sklaven der Sozialen Netzwerke werden, die Realität im Sog des Virtuellen nicht vernachlässigen und nicht „am Handy kleben“.
Breite Themenpalette
Doch die Themenpalette der drei Franziskus-Tage in Ungarn war noch breiter. Die Aufnahme von Migranten und von Menschen am Rand der Gesellschaft mahnte Franziskus mehrere Male an, und er sprach
sehr grundsätzlich über die Zukunft der EU und ihre Werte. Mit Spannung war erwartet worden, wie sich Franziskus angesichts der abschottenden Migrationspolitik von Staatspräsident Viktor Orban
und seiner Konflikte mit den supranationalen Behörden in Brüssel äußern würde.
Das Ergebnis war eine erstaunliche Mischung von viel Lob und etwas Tadel. Der Papst zeigte sich begeistert über die Familienförderung in Ungarn. Auch unterstützte er Orban bei dessen Widerstand
gegen eine „woke“ Einheitsideologie, zu der aus Sicht des Präsidenten ein „Recht auf Abtreibung“ und eine Infragestellung natürlicher Geschlechterunterscheidungen gehören.
Die Mahnungen des Papstes gegen das Gender-Denken und gegen den Supranationalismus wurden in Ungarns Nachrichtensendungen dutzende Male wiederholt. Ausländische Medien hingegen hoben die – sicher
auch an die Adresse Orbans gerichtete – Kritik des Papstes an national-populistischen Politikern hervor, die den europäischen Traum bedrohten und Europa „zu ihrer Geisel“ machten.
Mit besonderem Nachdruck wandte sich Franziskus an die Bischöfe und Priester und mahnte sie: „Der Hirte unterdrückt die ihm anvertraute Herde nicht, er ‚raubt‘ seinen Brüdern und Schwestern, die
Laien sind, nicht ihren Bereich, er übt kein rigides Regiment.“ Viel deutlicher hätte er kaum sagen können, wie er die kirchliche Wirklichkeit in Ungarn wahrnimmt und in welche Richtung er sie
verändern will.