Osnabrück (epd) - Er konnte sich die Weihe von Frauen zu Priesterinnen vorstellen und Priester, die verheiratet sind. Franz-Josef Bode war einer der ersten Aufklärer und Reformer
unter den Bischöfen in Deutschland. Bereits 2010 hatte der heute 72-Jährige die Betroffenen im Missbrauchsskandal als einziger in der katholischen Kirche um Vergebung gebeten. Das Foto des
bäuchlings vor dem Altar liegenden Osnabrücker Bischofs ging durch die Medien. Immer wieder betonte Bode, auch selbst Fehler gemacht zu haben. Ende März trat der dienstälteste Bischof
Deutschlands zurück. Er ist der Erste, dessen Rücktrittsgesuch der Papst angenommen hat. An diesem Samstag (4. Juni) wird Bode im Osnabrücker Dom verabschiedet.
Ausschlaggebend für Bodes Schritt war der im September vergangenen Jahres veröffentlichte Zwischenbericht zu Missbrauchsfällen in seinem Bistum. Darin werden ihm schwerwiegende
Pflichtverletzungen im Umgang mit Beschuldigten und Betroffenen vorgeworfen. Er habe mehrfach Beschuldigte in ihren Ämtern belassen und damit weitere Tatgelegenheiten ermöglicht. Bis in die
jüngste Vergangenheit seien in seinem Bistum Betroffene abweisend behandelt worden.
Vor allem die Reaktionen aus den eigenen Reihen nach dem Zwischenbericht hätten ihn zum Nachdenken gebracht, hatte der Bischof in einem seiner letzten Interviews mit dem Evangelischen
Pressedienst (epd) im Dezember gesagt. Viele seien von ihm enttäuscht gewesen. Das Vertrauen in ihn sei erschüttert. Priester hätten ihn gefragt: „Warum treten Sie nicht zurück?“. Bode selbst
gestand in seiner Rücktritts-Botschaft ein, er habe lange Zeit die Täter und die Institution mehr im Blick gehabt als die Betroffenen: „Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung
bitten!“
Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz zählte in seiner Kirche spätestens seit 2010 zu den Fortschrittlichen. Vor vielen anderen setzte er unabhängige Ansprechpersonen
für Opfer ein und präsentierte ein Präventionskonzept. In seinem Bistum hat er nach Veröffentlichungen des Berichtes der Uni Osnabrück noch weitere Änderungen auf den Weg gebracht. Dazu gehört
unter anderem die Einstellung einer unabhängigen Beauftragten für den Schutzprozess gegen sexualisierte Gewalt und einer Ombudsperson für Betroffene.
Von Anfang an war Bode, der mehrfach als Bischof für größere Diözesen und als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz im Gespräch war, ein Treiber des Reformprozesses „Synodaler Weg“. Den
hat er vor seinem Rücktritt auch noch mit zu einem aus seiner Sicht guten Ende gebracht. Alles weitere liegt nun in der Hand des Vatikans.
Schon vor dessen Gründung brachte er mit dem Diakonat ein Weiheamt für Frauen in die Diskussion. Für das Bistum Osnabrück, das er seit 1995 leitet, hat Bode erste Beschlüsse aus dem „Synodalen
Prozess“ noch umgesetzt. Künftig soll es Segensfeiern für homosexuelle oder wiederverheiratete Paare geben. Kürzlich feierte der als Diözesanadministrator fungierende Weihbischof Johannes Wübbe
erstmals einen offiziellen Queer-Gottesdienst. Zudem sollen demnächst beauftragte Frauen und Männer ohne Priesterweihe in der Messe predigen dürfen.
Als Vorsitzender der Frauenkommission setzte sich Bode dafür ein, dass mehr Frauen in Entscheidungspositionen gelangen. Bereits 2002 ernannte er als erster Bischof eine Frau zur Leiterin des
Seelsorgeamtes. Bei der Weihe von Frauen zu Priesterinnen bremste er jedoch die Erwartungen, auch aus Sorge vor der Gefahr einer Spaltung der Kirche. Diese Debatte müsse, wie auch die Frage des
Pflichtzölibats, mit Rom und der ganzen Weltkirche weitergeführt werden.
Dem in Paderborn geborenen und 1991 dort zum Bischof geweihten Bode wurde für seinen Rücktritt vielfach Respekt gezollt. Vor allem katholische Reformbewegungen, Laien- und Frauenverbände
bezeichneten den Schritt als konsequent und vorbildlich. Manche äußerten aber auch Bedauern, weil ihnen nun ein Mitstreiter für Reformen fehle.