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Franziskus beschwört Harmonie in der Kirche

Vatikanstadt (KNA) – Mit Gottesdiensten haben Christen weltweit am Sonntag das Pfingstfest gefeiert. Papst Franziskus beschwor dabei die Harmonie in der Kirche. Auch die deutschen Bischöfe mahnten Einheit und Freimut im Glauben an. Zugleich wurde auch vor Falschnachrichten und Lügen sowie einem Bedeutungsverlust des Festes gewarnt.
Bei der Messe im Petersdom hob der Papst die Bedeutung des Heiligen Geistes für die Weltsynode der katholischen Kirche hervor. „Die laufende Synode ist – und muss – ein dem Geist gemäßer Weg sein“, so das Kirchenoberhaupt. „Nicht ein Parlament, in dem es darum geht, Rechte und Bedürfnisse nach der Agenda der Welt einzufordern, nicht eine Gelegenheit, dorthin zu gelangen, wohin der Wind uns trägt, sondern eine Gelegenheit, um dem Wehen des Geistes zu folgen.“
Der Papst erinnerte an die Apostelgeschichte im Neuen Testament, wonach der Heilige Geist auf die nach dem Tod Jesu verunsicherten Jünger herabkommt. „Er löscht nicht die Unterschiede, die Kulturen aus, sondern harmonisiert alles, ohne zu standardisieren, ohne zu vereinheitlichen.“ Abweichend vom Redemanuskript fügte Franziskus an: „Das sollte uns gerade im Moment zu denken geben, in einer Welt, die versucht, alles gleichzuschalten.“
Nach Worten des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, leidet Pfingsten hingegen „unter einer zunehmenden inhaltlichen Entleerung“. Immer weniger Menschen würden die Bedeutung kennen, es gebe einen Bedeutungsverlust bis hin zu einer weitgehenden Ignoranz gegenüber christlichen Wurzeln, kritisierte der Limburger Bischof.
Zugleich mache dies deutlich, „dass wir nicht alle im selben Jetzt leben“, so Bätzing. Neueste Technologie gehe Hand in Hand mit ältesten Vorurteilen: „Impfstoffe neuester Machart, Hirnimplantate und Durchbrüche in der Krebsforschung und gleichzeitig uralte Verschwörungsmythen und Hassbotschaften.“
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, er habe das Gefühl, dass Polarisierungen zunähmen, etwa in Form von Verschwörungstheorien. An dieser Stelle sei die Kirche gefordert: „Die Kirche sollte einen Dienst der Einheit abliefern“, mahnte der Erzbischof von München und Freising. Allerdings gebe diese „auch nicht immer ein gutes Bild“ ab. „Demokratie hat keine Zukunft, wenn es kein Forum des vertrauensvollen Gesprächs gibt.“ Das gelte auch für den Krieg in der Ukraine: „Nicht die Waffen werden am Ende Frieden bringen, sondern das Reden.“
Diözesanadministrator Herwig Gössl würdigte den Verzicht. Ohne diesen gebe es keine Liebe und keinen Frieden, so der Bamberger Weihbischof. „Solange jeder Mensch versucht, für sich rauszuholen, was rauszuholen ist, werden Rivalität, Neid, Eifersucht, Streit und Krieg herrschen, werden wir auch keinen Weg zu einer nachhaltigeren Lebensweise finden.“
Dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke zufolge macht Pfingsten die Sehnsucht Gottes nach dem Menschen öffentlich. „Durch die Sendung des Heiligen Geistes zu Pfingsten vertraut der beim Vater erhöhte Herr diese Kraft der Sehnsucht Gottes nach dem Menschen mir, dir, uns an“, sagte Hanke. „Gib du mir Gesicht in der Welt, ich gebe dir jene Kraft von oben, die mich auf Erden leitete, das ist der Kern der Pfingstbotschaft.“
Der Würzburger Bischof Franz Jung mahnte die Gläubigen, selbst ein Beispiel für Reformen zu geben. „Das wirksamste Zeichen für Veränderung der Kirche ist die eigene Umkehr“, so Jung. „Die Heiligen als die wahren Kirchenkritiker“, sagte der Bischof, „waren fest davon überzeugt, dass ein glaubwürdiges Beispiel mehr bewirkt als der Kampf gegen Strukturen und Lehren.“
Der Passauer Bischof Stefan Oster forderte Christinnen und Christen zum offenen Reden über ihren Glauben auf. Es
brauche „Freimut in der Rede über Jesus“. Oster fragte: „Wann haben Sie sich das letzte Mal wirklich über Ihren Gott oder über Ihren Jesus gefreut? Und zweitens: Wann haben Sie das letzte Mal von Ihrer Freude erzählt?“ Ohne das persönliche Beten und das Lesen in der Bibel sei ein fruchtbarer Ackerboden für den Heiligen Geist unmöglich.
Der Augsburger Bischof Bertram Meier verlangte Mut zur Beichte. Er sei sich bewusst, dass manche Menschen mit Blick auf die Beichte „eine Schwellenangst“ hätten, etwa wegen der Scheu, sich ihrer Schuld zu stellen. Doch die Beichte sei wertvoll. Der Mensch könne danach erleichtert nach Hause gehen.