Genf (epd) – Die Zahl der Menschen auf der Flucht vor Verfolgung, Gewalt und Krieg hat laut den Vereinten Nationen einen neuen Höchststand erreicht. Im Mai dieses Jahres seien weltweit schätzungsweise 110 Millionen Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht gewesen, teilte das Hilfswerk UNHCR am Mittwoch in Genf bei der Veröffentlichung seines Berichts über «Globale Trends» mit. Ende 2022 hätten sich 108,4 Millionen Menschen auf der Flucht befunden.
Den weiteren Anstieg der Fluchtbewegungen im laufenden Jahr erklärte UN-Hochkommissar Filippo Grandi mit neu begonnenen Kämpfen, besonders im Sudan. "Diese Zahlen zeigen uns, dass manche Menschen viel zu schnell Konflikte anzetteln und viel zu langsam sind, um Lösungen zu finden", sagte er. "Die Folge ist Verwüstung, Vertreibung und Leid für Millionen von Menschen, die gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben werden."
Das UNHCR zählte Ende des vergangenen Jahres 35,3 Millionen Flüchtlinge, die auf der Suche nach Schutz eine internationale Grenze überquert haben. Etwa 62,5 Millionen Menschen irrten dem Hilfswerk zufolge innerhalb ihrer Heimatländer als Binnenflüchtlinge umher. Zudem erfasste das UNHCR etwa 5,4 Millionen Asylbewerberinnen und -bewerber.
Kriegsopfer aus Syrien bilden den Angaben nach die größte nationale Gruppe unter den Flüchtlingen. Vor der jahrelangen Gewalt in dem arabischen Land flüchteten laut UNHCR 6,5 Millionen Menschen.
Der Krieg in der Ukraine sei die Hauptursache für neue Vertreibung im Jahr 2022 gewesen. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine habe sich von 27.300 Ende 2021 auf 5,7 Millionen Ende 2022 erhöht. Die Gewalt in dem osteuropäischen Land habe die schnellste Bewegung von Flüchtlingen seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Die Zahl der Menschen, die aus Afghanistan geflüchtet seien, betrug Ende 2022 ebenfalls 5,7 Millionen.
Die Türkei beherbergte mit 3,6 Millionen laut dem UNHCR die meisten Menschen auf der Flucht. Dahinter lagen der Iran mit 3,4 Millionen Menschen und Kolumbien mit 2,5 Millionen. Deutschland rangierte auf dem vierten Platz mit 2,1 Millionen Kinder, Frauen und Männer. Laut UNHCR nehmen ärmere Länder die meisten Flüchtlinge auf.