Berlin (KNA) – Der für Flüchtlingsfragen zuständige katholische Erzbischof Stefan Heße hat weitere Schritte für einen raschen Zugang von Flüchtlingen zu Integrationsangeboten und zum Arbeitsmarkt in Deutschland gefordert. Für ukrainische Schutzsuchende seien vergleichsweise einfache Regelungen gefunden worden; davon lasse sich etwas lernen, sagte Heße am Donnerstag in Berlin. Der Erzbischof äußerte sich im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich des 7. Katholischen Flüchtlingsgipfels. Er befasst sich besonders mit der Situation verletzlicher Schutzsuchender.
Heße bekräftigte seine Kritik am EU-Asylkompromiss: "Schutzsuchende Menschen in haftähnlichen Zentren an den EU-Außengrenzen unterzubringen, löst keine Probleme, sondern schafft neue". Es sei zu befürchten, "dass hier unzumutbare Lebensbedingungen entstehen und rechtsstaatliche Standards faktisch unterwandert werden". Dies sei insgesamt ein fragwürdiger Plan, für Kinder, Familien und verletzliche Personen jedoch in besonderer Weise. Deshalb sollten sie von den Grenzverfahren ausgenommen werden, so der Flüchtlingsbischof.
Gerade für vulnerable Personen seien schnelle Asylverfahren an den EU-Außengrenzen unzumutbar, sagte Heße. Aber auch mit Blick auf Deutschland gebe es die Erfahrung, "dass Vulnerabilitäten im Asylverfahren unerkannt bleiben oder nicht angemessen berücksichtigt werden, beispielsweise bei Opfern von Menschenhandel". Generell sei es wichtig, sichere Zugangswege für Betroffene auszubauen und Unterstützungsangebote zu stärken.
Zur Frage des Kirchenasyls sagte Heße, dass die "humanitäre Zielrichtung" auch im politischen Raum Wertschätzung erfahre. Das Kirchenasyl sei "kein politisches oder rechtliches Instrument, es stellt eine Nothilfe im konkreten Einzelfall dar". Es gehe darum, "unzumutbare Härten abzuwenden und im Dialog mit den Behörden vertretbare Lösungen zu finden." Mit derzeit etwa 685 schutzsuchenden Personen im Kirchenasyl läge die Zahl auf einem relativ niedrigen Niveau.