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Sanfter Weg mit vielen Ideen

Gestalten den Seelsorgebereich Neubau mit: Verwaltungsleiter Andreas Tolle, Seelsorgebereichsrat-Vorsitzende Daniela Grau und Leitender Pfarrer Joachim Cibura. Foto: Brigitte Pich
Gestalten den Seelsorgebereich Neubau mit: Verwaltungsleiter Andreas Tolle, Seelsorgebereichsrat-Vorsitzende Daniela Grau und Leitender Pfarrer Joachim Cibura. Foto: Brigitte Pich

Neunkirchen am Brand (bp) – Neubau? Der Name des Seelsorgebereichs ist Name und Programm. Der kleinste Ort Neubau im gleichnamigen Seelsorgebereich hat etwas Verbindendes, erklärt Leitender Pfarrer Joachim Cibura. „Er liegt zentral und soll Motivation sein.“ Der Name soll deutlich machen, dass die Menschen in allen Orten, auch in den kleinen, im Blick sind. Gleichzeitig mache er deutlich: es geht um den Umbau der Kirche. Um die Frage: „Gelingt es uns auch noch in 50 Jahren, die Menschen mitzunehmen, die Sehnsucht haben nach Gott?“

 

Tradition und Moderne

 

Der SSB Neubau liegt im Einzugsbereich Erlangen / Nürnberg und verfügt noch über intakte dörfliche Strukturen. Viele Menschen die hier leben, sind aus den Städten hergezogen. „Das macht die Arbeit hoch spannend“, sagt Cibura. Die Mischung aus Dorf und Stadt. Die Leute, die zuziehen, bringen neue Ideen mit und denken Kirche auch mal anders. „Das Spannungsfeld zwischen modern und Tradition hilft uns, Traditionen neu zu füllen“.

 

Zwei der bekanntesten Traditionen – die über die Region hinaus bekannt sind – sind die Karfreitagsprozession in Neunkirchen am Brand und der Osterritt in Effeltrich. Stolz zeigt sich Pfarrer Cibura, dass sich vor allem in die Karfreitagsprozession fast alle einreihen und nicht nur als unbeteiligte Zuschauer das Geschehen verfolgen.

 

Doch auch über eine gute Jugendarbeit etwa in Neunkirchen am Brand freut sich der Geistliche. Rund 250 Ministranten und Ministrantinnen gebe es im ganzen Seelsorgebereich. Die Kolpingsfamilie habe früher zu den größten im Erzbistum gezählt und auch der Frauenbund sei mit zwei Zweigvereinen gut aufgestellt, in Effeltrich und Poxdorf, Weißenohe, Gräfenberg.

 

Prägend sind durchaus noch beide Klöster im SSB, betont Cibura, auch wenn sie schon lange aufgelöst wurden. Die Benediktiner in Weißenohe und das Augustinerchorherrenstift in Neunkirchen am Brand hätten nachhaltige Spuren hinterlassen – nicht nur architektonisch. 

 

Interessant sei der Seelsorgebereich als Grenzregion zwischen Ober- und Mittelfranken. So gebe es hier zum einen Regionen die ganz stark katholisch geprägt sind, während andere noch nie katholisch geprägt waren. Mit Blick auf die unterschiedliche Zugehörigkeit der Landkreise, mache das die Arbeit nicht leichter, beispielsweise wenn es um Anträge für Zuschüsse gehe.

 

Finanzierung

 

Herausfordernd für Verwaltungsleiter Andreas Tolle sei unter anderem, dass die Pfarreien – auch finanziell – sehr unterschiedlich sind. „Wir haben Kirchenstiftungen, die erhebliche Probleme in der Finanzierung haben“. Die Diskussion um die Frage, welche Standorte, welche Gebäude erhalten werden können, werde auch im SSB Neubau geführt werden müssen. Auch wenn das mit Trauerarbeit verbunden ist, ergänzt Pfarrer Cibura. „Die Menschen haben dort gearbeitet, habe eine emotionale Bindung zu den Orten“.

 

Mit Blick auf die kirchlichen Gebäude kann laut Tolle die Zukunft nur mit einer funktionierenden Zusammenarbeit von Staat und Kirche funktionieren. Er gibt zu bedenken, dass nicht alles Geld in den Erhalt der Gebäuden gesteckt werden kann. „Auch drum herum muss Gemeindeleben möglich sein“. Was nützte eine denkmalgeschützte Kirche ohne lebendige Gemeinde. Stärker in den Fokus müsse deshalb die Frage, was brauchen wir für eine aktive Gemeinde? Wo sind Kooperationen möglich? Aber der Verwaltungsleiter sieht es durchaus auch positiv: Es gibt Gestaltungsmöglichkeiten.

 

Bange sei Tolle vor der nächsten Kirchenverwaltungswahl. „Wer will das Amt noch übernehmen“, fragt er. Früher sei die Gremienarbeit einfacher gewesen. Die Erwartungen im Dorf standen nicht so sehr den finanziellen Möglichkeiten entgegen. Es seien weit weniger unangenehme Entscheidungen zu treffen gewesen.

 

Neubau. Der Seelsorgebereiche wachse zusammen, sagt der Leitende Pfarrer. Verbindend sei das Pastorale Personal, das in verschiedenen Gebieten arbeite. „Wir gehen einen sanften Weg“, unterstricht Cibura. Das ist ihm wichtig. Es soll nicht ad hoc auf ein System umgestellt werden, wenn vor Ort anderes gut läuft. Es passiere viel Austausch. Mit der Zeit könne man sehen, wo kann man etwas zusammen machen. Das passiere in kleinen Schritten mit einzelnen Orten.

Das gelte auch für den Seelsorgebereichsrat. Die Leute lernen sich kennen, sagt Vorsitzende Daniela Grau. Noch gehe es vor allem um den Informationsaustausch, wo was läuft. „Wir haben die Hoffnung und das Ziel, Kirche wieder für mehr Menschen attraktiver zu machen, viele zu erreichen.“

 

Der SSB-Sachausschuss „Neue Wege“ geht dabei der Frage nach: Welche Weg müssen wir gehen, um Menschen ansprechen zu können, die der Kirchengemeinde nicht nahe stehen. Welche unterschwelligen Angebote sind denkbar? Als Beispiel nennt Pfarrer Cibura einen geplanten Glücksweg mit Bibelzitaten zwischen Hetzles und der Achtsamkeitskapelle.

 

„Der Neubau spiegelt sich auch im Pastoralplan wieder, an dem wir trotz Corona intensiv gearbeitet haben“, erklärt der Leitende Pfarrer. Und der nun in die Pfarrgemeinden getragen werden solle. Schwerpunkte des Pastoralkonzeptes sind das Miteinander von Ehren- und Hauptamtlichen, die Spiritualität und die Vielfalt der Angebote, Diakonie und Caritas als Aufgabe und Ort von Gemeinde, die Wahrnehmung von Kirche in der Öffentlichkeit, sowie die Ökumene. Zentraler Punkt sei es laut Cibura ein neues Miteinander zu schaffen. Wertschätzend und auf Augenhöhe.