Moskau (KNA) - Der Sekretär der katholischen Russischen Bischofskonferenz hat sich vorsichtig optimistisch über die Friedensmission des Vatikans für die Ukraine
geäußert. Bestimmt könne mit Unterstützung des Papst-Sondergesandten, Kardinal Matteo Zuppi, zum Beispiel Kriegsgefangenen geholfen werden, sagte Pater Stephan Lipke im Interview der Katholischen
Nachrichten-Agentur (KNA).
Wenn der Kardinal bei seinen Gesprächen am Mittwoch und Donnerstag in Moskau gut zuhöre und „der Papst das Gehörte aufnimmt und weise geistlich unterscheidet, dann kann diese Mission ein Beitrag
zum Frieden werden“. Das Entscheidende sei, „zu hoffen und zu beten“, so der Sekretär der Bischofskonferenz.
Zuppi war am 6. und 7. Juni zunächst in die Ukraine gereist und hatte dort mit Präsident Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Ob er in Moskau auch mit Kreml-Chef Wladimir Putin zusammenkommt, war
zunächst noch unklar. Der Kardinal wolle sich am Donnerstag mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. treffen, hieß es.
Zuppi, der auch Erzbischof von Bologna ist, war Ende Mai von Papst Franziskus zum Leiter einer vatikanischen Friedensmission ernannt worden. Deren Ziel ist, Spannungen zwischen Kiew und Moskau
abzubauen und Wege zum Frieden aufzuzeigen. Bereits zuvor hatte der Heilige Stuhl beim Austausch von Kriegsgefangenen zwischen Russland und der Ukraine geholfen.
Die Möglichkeiten eines Dialogs mit der russisch-orthodoxen Kirche sieht Lipke „ziemlich eingeschränkt“. Es gebe aber immer wieder Kontakte, vor allem auch auf der Ebene von Laien und „einfachen“
Priestern. Man müsse bedenken, „dass die russische Orthodoxie nicht nur Kyrill ist“. Einen offiziellen Austausch zwischen den römisch-katholischen Bischofskonferenzen Russlands und der Ukraine
gibt es laut Lipke derzeit nicht. Man treffe sich aber immer wieder informell. „Und wenn die Zeit kommt, dann, hoffe ich, werden unsere Kirchen gemeinsam einen Beitrag zur Versöhnung
leisten.“
Lipke beklagte, dass die russischen Behörden in den vergangenen eineinhalb Jahren einige katholische Priester ausgewiesen hätten. Womit das zusammenhänge, sei ziemlich unverständlich gewesen.
„Aber wir versuchen, so gut es geht, auch weiterhin Gott und den Menschen zu dienen.“
Der deutsche Jesuit Lipke ist seit März 2020 Sekretär der Russischen Bischofskonferenz in Moskau. Er leitet zudem das Sankt-Thomas-Institut für Philosophie, Theologie und Geschichte in Moskau.
Weniger als ein Prozent der Bürgerinnen und Bürger Russlands sind katholisch.