München/Nürnberg (epd) – Die Ganztagsbildung in Bayern ist nach Einschätzung mehrerer Verbände in Gefahr. Die Freie Wohlfahrtspflege Bayern, die Landesarbeitsgemeinschaft
Jugendsozialarbeit und der Bayerische Jugendring (BJR) forderten am Donnerstag, die Pauschalen für den offenen Ganztag (oGTS) sowie für die Mittagsbetreuung zu erhöhen. Die Pauschalen müssten für
den offenen Ganztag um rund 30 Prozent, für die Mittagsbetreuungen um mindestens 90 Prozent angehoben werden, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung.
Um eine ausreichende Anzahl von Fachkräften und Verwaltungskosten auch in Zukunft zu finanzieren, fehlten mindestens 100 Millionen Euro, so der BJR. Die Betreuungsquote werde mit der Umsetzung
des Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung von derzeit rund 55 Prozent auf einen Bedarf von 80 Prozent wachsen. Sie sei unter diesen Rahmenbedingungen aber nicht realisierbar.
Vielmehr drohe ein Kollaps der bestehenden Ganztagsstrukturen, hieß es. BJR-Präsident Philipp Seitz sagte, „hochwertige Betreuungsangebote im Ganztag sind gerade für Kinder aus sozial schwachen
Verhältnissen oder bildungsfernen Milieus ein wichtiger Türöffner für gesellschaftliche Teilhabe und Chancengleichheit“. Immer höhere Elternbeiträge in den Ganztagsangeboten stellten aber auch
für berufstätige Eltern eine große Herausforderung dar. Die schlechte Finanzsituation hat nach Angaben des BJR bereits dazu geführt, dass örtliche
Jugendringe und Jugendverbände ihr Engagement im Ganztag eingeschränkt oder ganz aufgegeben hätten.