· 

Queere Ausstellung in Nürnberger Kirche nach Kritik geschlossen

 

Nürnberg (epd/KNA) – Nach heftiger Kritik hat die Nürnberger Egidienkirche die seit Freitag gezeigte Ausstellung „Jesus liebt“ mit Bildern des schwulen Malers Rosa von Praunheim zunächst geschlossen. Man wolle als Gemeinde in „einen Prozess der Klärung“ eintreten, teilte die Kirche auf ihrer Facebookseite mit. Am Dienstagnachmittag wollte der Kirchenvorstand das weitere Vorgehen besprechen, wie der Pressesprecher des Dekanats Nürnberg, Joachim Baumgardt, auf Anfrage sagte.
Grund für die kurzfristige Schließung der Ausstellung sei die Flut von Kritik per Mail, sozialen Medien und Telefon. Baumgardt sagte, es sei zu vermuten, dass die meisten negativen Rückmeldungen von Menschen kämen, die sich die Ausstellung nicht selbst angesehen, sondern aufgrund der medialen Berichterstattung davon erfahren hätten. „Die Personen, die da waren, haben sich eher nicht so kritisch geäußert“, sagte der Pressesprecher.
Auf den Social-Media-Kanälen der Kirche sind neben kritischen Stimmen auch Hass-Botschaften zu finden. „Aufgrund der Rückmeldungen empfinden wir eine Fürsorgepflicht, nicht einen Modus der weiteren Provokation zu fahren“, sagte Pfarrer Thomas Zeitler dem epd.
Die Bilder der Ausstellung, die zum Programm der „Pride Weeks“ des CSD Nürnberg gehört, sind laut Beschreibung der Egidienkirche alle in diesem Jahr und im Blick auf den kirchlichen Kontext, in dem sie gezeigt werden, entstanden. Sie setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befinden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene sind.
Die Ausstellung wolle sich kritisch mit Themen wie Missbrauch in der Kirche, Frauen- und Queerfeindlichkeit auseinandersetzen. „Es ist ein wichtiger Blick, den die Ausstellung transportiert, sonst hätten wir das nicht gemacht“, sagte Zeitler.

Nach dem Eklat um eine queere Ausstellung in der evangelischen Kulturkirche Sankt Egidien in Nürnberg, hat sich nun auch die Katholische Stadtkirche geäußert. Es sei absolut wichtig, richtig und notwendig, sich mit dem Thema Liebe auseinanderzusetzen, sagte Pressesprecherin Elke Pilkenroth auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dennoch dürften religiöse Gefühle nicht verletzt und Menschen nicht vor den Kopf gestoßen werden.
„Man muss schauen, ob Raum und Inhalte zusammenpassen“, gab sie zu bedenken. Demnach sind in der Egidienkirche nicht nur regelmäßig wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu sehen, sondern es werden auch Gottesdienste gefeiert. Folglich träfen nicht alle Menschen - anders als Besucherinnen und Besucher eines Museum - die bewusste Entscheidung, sich die Ausstellung anzusehen. Die Frage, inwiefern Ort und Inhalte zusammenpassten, dürfe also gestellt werden. Zugleich verurteile Pilkenroth jegliche Form von Queerfeindlickeit.