Lissabon (KNA/hbl) – Rund 8000 junge Menschen aus Deutschland machen sich Ende Juli auf den Weg nach Portugal. Sie reisen zum Weltjugendtag und treffen dort auf Gleichaltrige aus der ganzen Welt. Den Glauben feiern, das Gastland kennenlernen, mit neuen Leuten ins Gespräch kommen – so die Agenda. Portugals Hauptstadt Lissabon rechnet vom 1. bis zum 6. August mit rund einer Million Besucher; bisher angemeldet sind laut Deutscher Bischofskonferenz rund 313 000 junge Pilger.
Papst Franziskus plant, für fünf Tage nach Portugal zu kommen. Er will jungen Menschen begegnen und wird mehrere Gebete sowie die Abschlussmesse mit den Pilgerinnen und Pilgern feiern. „Ich bin bereit! Ich habe schon alles beisammen und kann kaum erwarten aufzubrechen!“, sagte er in einer Videobotschaft 40 Tage vor Beginn des Treffens.
Papst Franziskus will beim Weltjugendtag auch mit Missbrauchsbetroffenen sprechen. Es werde sich um ein diskretes Treffen handeln, sagte der Erzbischof und Patriarch von Lissabon, Kardinal Manuel Clemente, bei einer Online-Pressekonferenz. Um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen, würden Ort und Zeit im Vorfeld nicht bekannt gegeben. Ob der Papst bei dem Treffen auch ein Wort der Entschuldigung für Missbrauch in der Kirche sprechen werde, wisse er nicht.
Mitte Februar hatte eine von Portugals Bischofskonferenz ins Leben gerufene Kommission einen Untersuchungsbericht veröffentlicht, wonach zwischen 1950 und 2022 mindestens 4815 Personen im kirchlichen Kontext sexuell missbraucht wurden. Die Übergriffe fanden demnach vor allem in katholischen Seminaren, Heimen, Schulen oder Sporteinrichtungen statt. Das Durchschnittsalter der Opfer lag bei knapp elf Jahren; in 77 Prozent der Fälle waren Priester die Täter.
Beim Weltjugendtag treffen junge Menschen aufeinander, die andere Sprachen sprechen und unterschiedliche Lebensrealitäten haben – auch im Glauben und kirchlichen Alltag. Ob kirchenpolitische Fragen wie zur Rolle der Frau oder zu LGBTIQ+-Rechten, so ziemlich jede Meinung wird in Lissabon vertreten sein. Vom Gottesdienst auf Latein bis hin zur Lichtshow mit Elektromusik – die Teilnehmenden eint das Ziel, sich in der portugiesischen Hauptstadt mit ihrem Glauben auseinanderzusetzen, sich untereinander zu begegnen und das Gastland kennen zu lernen.
Welche Themen den Papst und die Jugend diesmal beschäftigen werden, bleibt abzuwarten. WJT-Organisator und Weihbischof von Lissabon, Americo Aguiar, kündigte an: „Es wird um Umweltprobleme gehen, um die Pandemie, um den Ukraine-Krieg und andere Konflikte, um universelle Geschwisterlichkeit. Es wird um Brückenbauen zwischen verschiedenen Religionen und Gesellschaften gehen; aber auch um das von Papst Franziskus geforderte menschlichere Modell von Wirtschaft, das auf soziale Gerechtigkeit und nicht nur aufs Wachsen ausgerichtet ist.“ So politisch wie auf Kirchentagen, wird es aber nicht zugehen.
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