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Kulturkirchenpfarrer: Kirche muss sich mit Anstößen befassen

 

Nürnberg/Berlin (epd) – Der Pfarrer in der Nürnberger Kulturkirche St. Egidien, Thomas Zeitler, befürchtet nach der Schließung der umstrittenen Ausstellung von Rosa von Praunheim, dass der Versuch, „mit dieser Kulturkirche einen Ort der Freiheit zu etablieren“, in Gefahr gerät. Der Berliner „taz“ (Mittwoch) sagte Zeitler, als offen schwuler Pfarrer versuche er, Räume für queere Menschen zu gestalten. Ihn treffe daher die Absage der Ausstellung in der Kirche doppelt: „Als Anwalt einer noch immer diskriminierten Minderheit und als Schwuler“.
Er sei aber froh über die vier Tage der Diskussion über die Ausstellung: „Die Anstöße sind jetzt in der Welt und die Kirche muss sich mit ihnen beschäftigen.“ Die Bilder würden wichtige Themen auf die Tagesordnung bringen, denen sich die Kirche „nie sauber gestellt hat“, sagte Zeitler. „Die Homosexualitätsfrage wurde theologisch in den 1990er-Jahren eingefroren“.
Der Pfarrer räumte der Zeitung gegenüber ein, dass die Kirchengemeinde vielleicht zu naiv gewesen sei. Man könne ihr jetzt vorwerfen, „dass wir uns von Rosa haben vorführen lassen: Er hat eine Bombe in die Kirche gelegt“. Er wolle aber „nicht mit einer vorauseilenden Zensur-Schere im Kopf durch die Welt gehen müssen“. Dass die Ausstellung in die Kreis-Galerie in der Straße der Menschenrechte umziehe, hat für Zeitler „eine bittere Symbolik“. Denn die Gemeinde habe die Freiheitsrechte in einer Kirche nicht gewährleisten können.
Die Ausstellung war am 21. Juli als Programmbestandteil der „Pride Weeks“ des Christopher Street Days (CSD) Nürnberg in der Egidienkirche eröffnet worden. Nach massiver Kritik und Anfeindungen beschloss der Kirchenvorstand am 27. Juli einstimmig, die Ausstellung nicht weiter zu zeigen. Dies habe man „mit sehr großem Bedauern“ zur Kenntnis genommen, teilte der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg mit.
Die gezeigten Bilder setzen sich mit Religion, Sexualität, Liebe und Tod auseinander und zeigen provokante, teils explizite homoerotische und sexuelle Handlungen. Einige der Bilder befanden sich hinter einem Vorhang mit dem Hinweis, dass sie nur für Erwachsene geeignet sind.