Berlin (epd) – Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft. „Wir merken, dass die unteren Einkommensgruppen
abgehängt werden von der allgemeinen Entwicklung“, sagte Welskop-Deffaa den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). „Wenn im Prenzlauer Berg eine Kugel Eis über zwei Euro kostet und der
Mindestlohn bei zwölf Euro liegt, sind zwei Kugeln Eis beinahe eine halbe Stunde Arbeit. Da passt einfach etwas nicht mehr zusammen.“
Die Schuldnerberatungsstellen der Caritas würden „viel häufiger“ aufgesucht als früher, zunehmend auch von Menschen, die einen Job haben, berichtete die Caritas-Präsidentin. Ein Fünftel der
Bürgergeld-Empfänger seien Aufstocker, die trotz Arbeit nicht genug verdienen, um ihre Familien versorgen zu können. Zahlreiche Menschen hätten auch wegen der gestiegenen Energiepreise
finanzielle Probleme. Diese würden nicht mehr auf das Niveau fallen, auf dem sie vor dem Ukraine-Krieg lagen. „Das muss der Staat bei der Höhe des Wohngelds und des Bürgergelds berücksichtigen“,
forderte Welskop-Deffaa.
Die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtsverbandes sprach sich für mehr Umverteilung aus: „Wir müssen die Frage der ungleichen Verteilung von Vermögen dringend angehen.“ Das gelte in unsicheren
Zeiten ganz besonders, „denn das Gefühl der sozialen Bedrohung ist ungleich größer bei denjenigen, die absehbar nichts oder nur wenig erben werden“. Sie sei unter anderem für eine Reform der
Erbschaftssteuer.