Köln (KNA) - Der vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki gemaßregelte Pfarrer Herbert Ullmann beklagt eine wachsende Distanz zwischen der Lehre der katholischen Kirche und dem
Leben der Menschen. Er habe im Laufe seines beruflichen Wirkens viele Situationen kennengelernt, für die das Kirchenrecht und die Kirchenlehre zwar eindeutige Regeln vorsähen, in denen es in
Wahrheit aber deutlich vielschichtiger zugehe, sagte der Seelsorger dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag).
„Wenn man mitbekommt, welches Schicksal und welche persönliche Dramen hinter der Entscheidung einer Frau für eine Abtreibung stehen, kann man nicht mehr daherkommen und sie quasi zur Mörderin
erklären und aus der kirchlichen Gemeinschaft verstoßen“ erläuterte Ullmann. „Ich jedenfalls kann das nicht.“
Ullmann , ist seit 2012 Leitender Pfarrer in Mettmann bei Düsseldorf und seit 2020 zusätzlich in Wülfrath. Nachdem er im März einen „Segnungsgottesdienst für alle sich liebenden Paare“ abgehalten
hatte, wurde ihm von Woelkis Generalvikar Guido Assmann unter anderem untersagt, eine solche Feier zu wiederholen. Der Fall, der Ende Juli publik wurde, sorgte bundesweit für Schlagzeilen.
Nach geltender Lehre ist es katholischen Priestern nicht erlaubt, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, die um eine religiöse Anerkennung ihrer Vereinigung bitten. Beim Synodalen Weg zur Zukunft
der Kirche in Deutschland hatten die Teilnehmer mehrheitlich für die Möglichkeit von Segensfeiern für homosexuelle Paare gestimmt - Kardinal Woelki enthielt sich damals der Stimme.
„In der Geschichte der Kirche war vieles verboten, was die Gläubigen sich irgendwann nicht mehr haben verbieten lassen“, sagte Pfarrer Ullmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im bürgerlichen Bereich
nenne man dies „zivilen Ungehorsam“.
Gleichwohl betonte der Geistliche, das an ihn ergangene Verbot akzeptieren zu wollen. „Ich hatte mir einen in meinem Gewissen geprüften Freiraum eingeräumt - und bin zurückgepfiffen worden. Das
ist jetzt so. Und da kann ich nicht mehr - in kölscher Manier - den Erzbischof einen guten Mann sein lassen, sondern ich sehe mich insoweit an mein Gehorsamsversprechen als Priester gebunden, als
ich nicht einem ausdrücklichen Verbot zuwider handle.“
Er wolle auch nicht „Galionsfigur einer Art von Widerstand werden, durch die ich mir meine Freiheit in der Seelsorge verbauen würde“, fügte Ullmann hinzu. „Dafür bin ich auch nicht der Typ.“ Aus
diesem Grunde werde er auch nicht an der am 20. September auf der Kölner Domplatte geplanten Segnungsfeier mitwirken.