Paderborn (KNA) - Die Macht von Amtsträgern in der katholischen Kirche sollte nach Ansicht des Paderborner Pastoraltheologen Herbert Haslinger besser kontrolliert und begrenzt
werden. So müsse es etwa die Möglichkeit der Abberufung eines Priesters durch seine Gemeinde geben, sagte er der Paderborner Kirchenzeitung „Der Dom“ (Sonntag). „Nur wenn das gegeben ist, werden
die Menschen die Amtsmacht akzeptieren.“
In einer Gemeinde könne niemand hergehen und nach Beratung und Prüfung etwa ein Amtsenthebungsverfahren einleiten, kritisierte Haslinger. Solche Mechanismen seien nicht vorgesehen. „Konkret
erleben wir das bei Konflikten im Gemeindeleben, die mitunter sehr unangenehm sind und sehr exzessiv gelebt werden, weil sie nicht beendet werden können und die Gläubigen dem Weiheamtsträger
ausgeliefert sind.“
Allerdings glaube er nicht, dass es solche Reformen in absehbarer Zeit geben werde, so der Theologe. „Die Strukturen der katholischen Kirche haben solche Mechanismen nicht in ihrer
Genetik.“
Gemeinden der Zukunft müssen nach Überzeugung Haslingers einfach organisiert sein. Als Vorbild nannte er eine Berghütte. „Eine Berghütte bietet Schutz, Verpflegung, Trockenheit,
Schlafmöglichkeiten und - wenn es gut geht - noch ein bisschen Geselligkeit. Das sind die Dinge, die wichtig sind, und die Wanderer müssen sie dort verlässlich finden können.“ Mehr brauche es
nicht. „Keine Hochglanzmöbel, keine Sondersuiten.“
Übertragen auf die Gemeinde bedeutet das laut dem Experten: „Seelsorge, eine gute Predigt oder Beistand im Trauerfall: Was Menschen von der Kirche erwarten können, müssen sie vor Ort verlässlich
finden können.“ Haslinger fügte hinzu: „Wir müssen in der Kirche kein Feuerwerk der neuen Ideen zünden, das führt nur zur vielzitierten Überlastung. Einfach und verlässlich, das genügt.“