Berlin (KNA) – Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, wollen sich im Zuge der
Flugblatt-Affäre zu einem Gespräch treffen. Das teilte der Sprecher des Zentralrats dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Mittwoch) mit. „Ich kann bestätigen, dass sich die beiden Büros in der
Terminfindung befinden“, sagte er, ohne Details zu nennen.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte seinen Stellvertreter am Sonntag nicht entlassen, ihm jedoch Gespräche mit jüdischen Gemeinden nahegelegt. Wörtlich sagte er: „Wir waren
alle der gemeinsamen Auffassung, dass es wichtig ist, dass Hubert Aiwanger daran arbeitet, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, sodass er auch Gespräche mit jüdischen Gemeinden suchen
sollte, um vieles zu erklären und gemeinsam zu besprechen.“
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hatte Aiwangers Entschuldigung in einem Telefonat nicht angenommen. Schuster nannte es „in der
Gesamtbetrachtung nachvollziehbar“, dass Söder seinen Stellvertreter nicht entlassen habe. Der Umgang Aiwangers mit den Vorwürfen bleibe aber irritierend. „Immer wieder betonte er eine politische
Kampagne gegen ihn als Person und konnte sich erst spät zu einer Entschuldigung durchringen“, sagte der Präsident des Zentralrats. Er vermisse bei Aiwanger „eine wirkliche innere
Auseinandersetzung mit den Vorwürfen und seinem Verhalten zur Schulzeit“.
Der in Würzburg lebende Schuster ist auch Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
Aiwanger, der Vorsitzender der Freien Wähler in Bayern ist, steht im Verdacht, Urheber eines antisemitischen Flugblatts zu sein, das man in seinem Schulranzen fand, als er 17 war. Aiwanger selbst
bestreitet dies. Sein Bruder Helmut sagt, er sei der Urheber gewesen. In dem Flugblatt wurde als erster Preis eines fiktiven Wettbewerbs „Ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz“
ausgelobt.