München (epd) – Das neue "Zentrum für jüdisches Leben" und der neue Hauptsitz der Konferenz der Europäischen Rabbiner (CER) sind am Dienstagabend in München eröffnet worden. Auf Einladung der bayerischen Staatsregierung habe die CER nach 67 Jahren ihr Generalsekretariat von London nach München verlegt. Dieser "historische Schritt" markiere eine "neue Ära für das Judentum in Deutschland und Europa", teilte die CER mit. Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sagte beim Festakt: "In Bayern schlägt heute das Herz des europäischen Judentums."
Der bayerische Antisemitismus-Beauftragte Ludwig Spaenle bezeichnete die Eröffnung des CER-Generalsekretariats in München als "historischen Moment". Die CER hatte im Mai dieses Jahres beschlossen, ihren Hauptsitz von London nach München zu verlegen. Spaenle sagte, dieser Beschluss der CER sei für ihn "auch eine Folge des Gesamtkonzepts" der Staatsregierung zur Förderung jüdischen Lebens und der Antisemitismus-Bekämpfung. Von München aus werde es künftig "wichtige Impulse für jüdische Gemeinden sowie für die Bildungsarbeit zu Geschichte, Glauben und Alltag von Jüdinnen und Juden geben".
Der bayerische Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) sagte, es sei "eine große Ehre" mitzuerleben, "wie ein weiterer Leuchtturm jüdischen Glaubens in Bayern Heimat gefunden hat". Der Freistaat stehe unverrückbar zu seinem Schutzversprechen für jüdisches Leben: "Nie wieder" sei Staatsräson "und ein immerwährender Auftrag für alle in Politik und Gesellschaft". Oberrabbiner und CER-Präsident Pinchas Goldschmidt sagte, die Verlegung des CER-Hauptsitzes symbolisiere "Hoffnung und eine Botschaft an alle dunklen Kräfte, die das jüdische Volk bedrohen". Sie sei auch ein Beweis, dass "Antisemitismus keinen Erfolg haben wird".
Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschlands (ORD) sprach von einem "glücklichen Tag für Bayern, Deutschland und Europa". Die Eröffnung des Zentrums und des CER-Hauptsitzes in München zeige, "dass jüdisches Leben hierzulande und trotz dunkler Epochen der Vergangenheit ein fester Bestandteil Deutschlands und Europas ist". Es sei "mehr als vorbildlich", dass eine jüdische Organisation "mit so offenen Armen von einer Regierung in Europa" empfangen werde, wie die Staatsregierung dies getan habe. Die ORD freue sich, mit dem Zentrum, eine "bereichernde Ergänzung und Unterstützung in unserer rabbinischen Arbeit zu haben".
Die 1956 in Großbritannien gegründete Organisation hatte im Mai beschlossen, ihren Hauptsitz nach München zu verlegen. Sie wolle ihre Aktivitäten künftig mit einem vom Freistaat Bayern geförderten "Zentrum für Jüdisches Leben" zur Ausbildung von Rabbinern und Rebbetzin (Rabbinerfrauen) deutlich erweitern, teilte er mit. Man wolle für Rabbiner und Rebbetzin aus ganz Europa "ein umfassendes Bildungsangebot" bieten und Konferenzen ausrichten. Der Standort München stehe "exemplarisch für viele emotionale Momente sowie Höhen und Abgründe in der deutsch-jüdischen Geschichte", hieß es damals.
Von Daniel Staffen-Quandt (epd)