München (KNA) – Religionen haben laut Historiker Roman Köster viel zur Verbreitung von Hygienestandards beigetragen. "Der Islam etwa hat, um sich vom Juden- und Christentum im Nahen Osten abzugrenzen, sehr ausgeprägte Hygienevorstellungen entwickelt", sagte Köster in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München. Das wiederum fanden später Christen, die zum Beispiel Konstantinopel besuchten, total merkwürdig: Warum waschen die sich so häufig, sind die verrückt?"
Einen "Hygienewettbewerb" gab es Köster zufolge auch zwischen Protestanten und Katholiken. "Dabei beschrieben sich die Protestanten als die saubereren Zeitgenossen." Der Forscher verwies in diesem Zusammenhang auf "calvinistische Vorzeigegesellschaften wie die Holländer, die immer ihre Häuser geschrubbt und ihre Straßen gefegt haben. Die schauten gern verächtlich herab auf die ihrer Meinung nach schmutzigeren Katholiken."
Köster, dessen Buch "Müll. Eine schmutzige Geschichte der Menschheit" am Donnerstag im Münchner C.H. Beck Verlag erscheint, gab zugleich zu bedenken: "Solche Formen von Eigenwahrnehmung mögen konfessionelle Identitäten gestärkt haben. Aber sie entsprachen sicher nicht immer der Realität."